Brechtfestival 2021 #digital

Brechtfestival 2021Augsburg feiert seit vielen Jahren jedes Jahr den hier geborenen Dichter Bertolt Brecht mit unterschiedlichsten Genres und Formaten. Seit dem sogenannten ABC-Festival (Leitung: Albert Ostermaier) wurde die damalige Oberstudienrat-Lesereihe gründlich entstaubt. Pandemiebedingt findet 2021 das Brechtfestival erstmals im Netz statt.

Vom Kurzfilm bis zum Live-Talk, von der Handy-Cam zum Trickfilm: In den Brechtfestival Streams erlebt das Publikum Brecht, sein Kollektiv, seine Texte und seine Themen durch die Augen von Paula Beer, Corinna Harfouch, Charly Hübner, Lina Beckmann, Winnie Böwe, Stefanie Reinsperger, Hanna Hilsdorf, Suse Wächter, Frank Wolff, Ben Hartmann u.a. Sie zeigen Blicke auf „ihren“ Brecht und das, was er ihnen bedeutet. Zeitgenössische Künstler*innen erfüllen diese erste Online-Ausgabe mit ganz persönlichen Zugängen zu Bertolt Brecht, Helene Weigel, Elisabeth Hauptmann, Margarete Steffin und Ruth Berlau. Sie unterstreichen damit die Aktualität von Brecht und den Mitarbeiter*innen in seinem Kollektiv.

Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Tom Kühnel und Jürgen Kuttner (v.l.n.r. – Foto Fabian Schreyer)

„Als klar war, dass wir unser Spektakel-Format dieses Mal nicht weiterführen können, haben wir nach Möglichkeiten gesucht, wie wir den Hit-and-run-Gedanken auf die aktuelle Situation anwenden können. Also die Idee kleiner, wendiger, selbständig arbeitender Trüppchen. Es ist uns gelungen, viele Künstlerinnen und Künstler, die wir zuvor angefragt hatten, auf eine netzbasierte Präsentationsform umzuorientieren. Uns war aber wichtig, nicht ausschließlich Bühnenpräsentationen abzufilmen, sondern möglichst eigene künstlerische Beiträge zu schaffen. Wir sind gespannt, was sich die Beteiligten einfallen lassen“, so Festivalleiter Jürgen Kuttner zum Wechsel ins Digitale. Der Berliner Regisseur, Radiomoderator und Kulturwissenschaftler und sein Kollege, der Regisseur Tom Kühnel, haben wie in der letzten Festivalausgabe die künstlerische Leitung inne.

Der Auftakt war schon einmal fulminant. Mit dem Medeamaterial von Heiner Müller wurde zunächst harter Tobak geboten. Die einleitende Diskussionsrunde wie auch die folgenden Beiträge waren intellektuell fordernd und durchaus spannend. Die den Tag abrundenden Puppenspiele („Helden des 20. Jahrhunderts singen Brecht“) sind echt amüsant gelungen und und anderen mit Erich Honecker, Helmut Kohl und Gott genial besetzt.

Das Gedicht Erinnerung an die Marie A. war der Aufhänger für den diesjährigen Kreativwettbewerb, mit dem der Augsburger Brechtkreis unter dem Titel „Rosa“ Schülerinnen und Schüler einlud, sich mit dem berühmtesten Dichter der Stadt zu beschäftigen. Auch das Mädchen, das Brecht zu diesem Gedicht inspiriert hat, ist in Augsburg zur Schule gegangen. Das ist allerdings schon eine Weile her. Brecht und Rosa (= Maria Rosa Amann) lernten sich vermutlich 1916 in einer Eisdiele kennen. Ein Happy End gab es für die beiden nicht. Wohl aber für die Preisträgerinnen und Preisträger des Wettbewerbs, die beim kommenden Brechtfestival am 28.2. ausgezeichnet werden – hier durfte ich vier Laudationes für die Preisträger*innen in der Kategorie Lyrik halten. Das Video gibt es HIER zu sehen.

ROSA Preisverleihung

Später soll es dann noch eine Lesung des Dreigroschenromans geben – aber der wird anscheinend noch geschnitten und wird erst im Laufe des Festivals fertig.

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