Was verbindet Udo JĂŒrgens oder Herbert Grönemeyer mit Nathalia Wörner oder Stefan Hunstein mit Juri Andruchowytsch oder Christian Kracht mit Romuald Karmakar oder Christopher Roth mit Claudia Roth oder Jan Knopf mit Chumbawamba oder dem Joachim KĂŒhn Trio mit Beau Sia oder DJ Vadim? Das abc Festival in Augsburg versucht genau diesen Spagat – und das ab sofort ausliegende Programm sieht spannend ausâŠBrecht und Party, Literatur und SpaĂ – geht das zusammen? Albert Ostermaier (KĂŒnstlererischer Leiter zusammen mit den Kuratoren: Ko Bylanzky und Rayl Patzak (Spoken Word Poetry), Hans Platzgumer (Musikprogramm)) trat im Auftrag des KulturbĂŒros der Stadt Augsburg letzten Juli den Beweis an und sprach dabei ĂŒber 7000 GĂ€ste an.
Dieses Jahr will sich das Festival nun auf Brechts Prosa konzentrieren. Das heiĂt zunĂ€chst natrĂŒlich, dass wieder eine Vielzahl hochkarĂ€tiger GĂ€ste und Stars der Literatur und Theaterszene in der Brecht-Stadt Augsburg erwartet werden dĂŒrfen und âbrechtigeâ wie spannende Begegnungen mit diesen rund um den Filmpalast und den Capitol-Club auf der sommerlichen MaxstraĂe sowie bei den Musicacts im idyllischen Zeughaushof fĂŒr jeden möglich sein werden.
Unter dem Motto âWas kostet Eisenâ liegt der thematische Schwerpunkt in diesem Jahr auf der Auseinandersetzung oder – ganz brechtisch – dem Infight mit einem Bereich, der unsere Wirklichkeit maĂgeblich mitbestimmt, von der Literatur aber oft nur am Rande wahrgenommen wird: die Ăkonomie, das Kapital. Es geht, wie Brecht in Die GeschĂ€fte des Herrn Julius Caesar schreibt, âum die notorische Begabung der Bankiers, in den Seelen der Menschen zu lesenâ, und um unsere notorische UnfĂ€higkeit Kurse und Entwicklungen zu lesen. Es geht um die Psychologie des Marktes und seine Strategien, wenn er auf uns und unsere Leben zielt. Es geht um das Aufbrechen von Vorurteilen und das Ringen um Urteile. Das âcâ von abc* steht fĂŒr âconnectedâ und so wollen wir auch hier nicht nur Brecht im Original hören, sondern suchen ergĂ€nzend zu den BeitrĂ€gen internationaler Autoren die Verbindung und inspirierende Auseinandersetzung mit âKennernâ, mit Experten aus unserer Zeit – mit Vertretern der Wirtschaft, mit Politikern, Theoretikern und Zukunftsforschern.
Doch Brechts Prosa lĂ€sst sich nicht nur auf die harte Theorie reduzieren. PrĂ€sentiert und thematisiert werden ebenso seine Briefe und TagebĂŒcher, die Fragmente, die LĂŒcken, das Unfertige, die DrehbĂŒcher, die Anekdoten, die Lust an der Sprache und die Leidenschaft fĂŒr Geschichten – Geschichten nicht nur ĂŒber Macht, sondern auch ĂŒber die Liebe, aber auch ĂŒber die Macht der Liebe und die GeschĂ€fte mit ihr.
Auch dieses Jahr wird Poetry Slam ein Teil des Programms sein – sei es am Freitag abend bei einem groĂen Slam oder dem Open Mic (das ich zusammen mit Jan Off moderieren werde) am Samstag am Moritzplatz.