Deprecated: Die Funktion jetpack_form_register_pattern ist seit Version jetpack-13.4 veraltet! Verwende stattdessen Automattic\Jetpack\Forms\ContactForm\Util::register_pattern. in /mnt/web110/b2/57/5361557/htdocs/wp-includes/functions.php on line 6078 Warning: Cannot modify header information - headers already sent by (output started at /mnt/web110/b2/57/5361557/htdocs/wp-includes/functions.php:6078) in /mnt/web110/b2/57/5361557/htdocs/wp-includes/feed-rss2.php on line 8 Bertolt Brecht – e-Thieme https://www.e-thieme.de Für Sie immer noch Du. Tue, 02 Mar 2021 19:15:28 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.3 https://www.e-thieme.de/wp-content/uploads/2015/11/cropped-2015_horst-portrait-500x375-32x32.jpg Bertolt Brecht – e-Thieme https://www.e-thieme.de 32 32 16543539 Brechtfestival 2021 #digital https://www.e-thieme.de/brechtfestival-2021-digital/ https://www.e-thieme.de/brechtfestival-2021-digital/#respond Sun, 28 Feb 2021 16:35:56 +0000 https://www.e-thieme.de/?p=2506 Brechtfestival 2021Augsburg feiert seit vielen Jahren jedes Jahr den hier geborenen Dichter Bertolt Brecht mit unterschiedlichsten Genres und Formaten. Seit dem sogenannten ABC-Festival (Leitung: Albert Ostermaier) wurde die damalige Oberstudienrat-Lesereihe gründlich entstaubt. Pandemiebedingt findet 2021 das Brechtfestival erstmals im Netz statt.

Vom Kurzfilm bis zum Live-Talk, von der Handy-Cam zum Trickfilm: In den Brechtfestival Streams erlebt das Publikum Brecht, sein Kollektiv, seine Texte und seine Themen durch die Augen von Paula Beer, Corinna Harfouch, Charly Hübner, Lina Beckmann, Winnie Böwe, Stefanie Reinsperger, Hanna Hilsdorf, Suse Wächter, Frank Wolff, Ben Hartmann u.a. Sie zeigen Blicke auf „ihren“ Brecht und das, was er ihnen bedeutet. Zeitgenössische Künstler*innen erfüllen diese erste Online-Ausgabe mit ganz persönlichen Zugängen zu Bertolt Brecht, Helene Weigel, Elisabeth Hauptmann, Margarete Steffin und Ruth Berlau. Sie unterstreichen damit die Aktualität von Brecht und den Mitarbeiter*innen in seinem Kollektiv.

Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Tom Kühnel und Jürgen Kuttner (v.l.n.r. – Foto Fabian Schreyer)

„Als klar war, dass wir unser Spektakel-Format dieses Mal nicht weiterführen können, haben wir nach Möglichkeiten gesucht, wie wir den Hit-and-run-Gedanken auf die aktuelle Situation anwenden können. Also die Idee kleiner, wendiger, selbständig arbeitender Trüppchen. Es ist uns gelungen, viele Künstlerinnen und Künstler, die wir zuvor angefragt hatten, auf eine netzbasierte Präsentationsform umzuorientieren. Uns war aber wichtig, nicht ausschließlich Bühnenpräsentationen abzufilmen, sondern möglichst eigene künstlerische Beiträge zu schaffen. Wir sind gespannt, was sich die Beteiligten einfallen lassen“, so Festivalleiter Jürgen Kuttner zum Wechsel ins Digitale. Der Berliner Regisseur, Radiomoderator und Kulturwissenschaftler und sein Kollege, der Regisseur Tom Kühnel, haben wie in der letzten Festivalausgabe die künstlerische Leitung inne.

Der Auftakt war schon einmal fulminant. Mit dem Medeamaterial von Heiner Müller wurde zunächst harter Tobak geboten. Die einleitende Diskussionsrunde wie auch die folgenden Beiträge waren intellektuell fordernd und durchaus spannend. Die den Tag abrundenden Puppenspiele („Helden des 20. Jahrhunderts singen Brecht“) sind echt amüsant gelungen und und anderen mit Erich Honecker, Helmut Kohl und Gott genial besetzt.

Das Gedicht Erinnerung an die Marie A. war der Aufhänger für den diesjährigen Kreativwettbewerb, mit dem der Augsburger Brechtkreis unter dem Titel „Rosa“ Schülerinnen und Schüler einlud, sich mit dem berühmtesten Dichter der Stadt zu beschäftigen. Auch das Mädchen, das Brecht zu diesem Gedicht inspiriert hat, ist in Augsburg zur Schule gegangen. Das ist allerdings schon eine Weile her. Brecht und Rosa (= Maria Rosa Amann) lernten sich vermutlich 1916 in einer Eisdiele kennen. Ein Happy End gab es für die beiden nicht. Wohl aber für die Preisträgerinnen und Preisträger des Wettbewerbs, die beim kommenden Brechtfestival am 28.2. ausgezeichnet werden – hier durfte ich vier Laudationes für die Preisträger*innen in der Kategorie Lyrik halten. Das Video gibt es HIER zu sehen.

ROSA Preisverleihung

Später soll es dann noch eine Lesung des Dreigroschenromans geben – aber der wird anscheinend noch geschnitten und wird erst im Laufe des Festivals fertig.

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A slammin‘ Blog Entry https://www.e-thieme.de/a-slammin-blog-entry/ https://www.e-thieme.de/a-slammin-blog-entry/#respond Fri, 16 Oct 2015 12:20:49 +0000 http://www.e-thieme.de/?p=2077 Seit fast 25 Jahren bin ich in der Augsburger Literaturszene aktiv. Als Leser, als Zuhörer bei Lesungen – aber auch als Organisator von Events. Während mir als gerade-noch Teenager die Literaturszene der Stadt als extrem öde vorkam, hat sich das Bild bei mir enorm gewandelt. Augsburg ist jetzt eine vibrierende Literaturstadt geworden. Woran liegt das?

Zuschauer 2

Ich weiß noch genau, wie fade auf uns damals Augsburg wirkte. Alle paar Wochen gab es mal eine interessante Lesung – meistens im Gespann von Kurt Idrizovic und Arno Löb organisiert (Spätlese, Literatur im  Biergarten, Kriminächte und vieles mehr), manchmal auch von anderen Buchhandlungen der Stadt. Alle paar Wochen gab es mal eine Lesung. Sonst war nicht viel los. Achja – Trash rockte (schon in den 80ern war Bommas in der Popkultur aktiv), Dobler schrieb schon. Aber mal ehrlich: Es war doch wenig los, oder? Als Wolfgang Kunz dann als Literaturbeauftragten für die Stadt eingestellt wurde, gab es plötzlich spannende Lesungen in der Kresslesmühle. Aber das währte nicht lange und die Stelle wurde nie mehr neu besetzt.

Zeitriss - Blätter zur SprachbewegungWir, eine Gruppe um Gerald Fiebig, Jürgen Jäcklin und meine Wenigkeit, waren jung und verblendet genug, um damals eine eigene Literaturzeitschrift herauszubringen: Zeitriss – Blätter zur Sprachbewegung. Die hatte dann auch nach ein paar Jahren eine Auflage von 600 Stück und wurde deutschlandweit vertrieben (siehe auch Augsburger Allgemeine vom 25.10. zu unserer Revival-Lesung) – wurde sogar mit dem Augsburger Kunstförderpreis 1995 ausgezeichnet. Aber das war hartes Brot – und nicht immer einfach, Leser für Literatur von und für junge Literaten zu finden. Das war notwendig damals, weil es nichts anderes gab. Auch kein Internet.

Schaut man heute in die einschlägigen Veranstaltungskalender hat man den Eindruck fast an jedem Tag auf mindestens eine Lesung gehen zu können. Von kleineren Lesezirkeln zu großen Lesungen (ob im Hofmannkeller, Sensemble Theater oder im Planetarium) und natürlich Poetry Slams gibt es fast immer etwas, meistens sogar mehrere Angebote am Tag. Geschrieben, gelesen und zugehört wird anscheinend den ganzen Tag über.

Und auch die Anzahl der regionalen Blogger und Blogbeiträge nimmt gewaltig zu. Als ich zusammen mit Jan Kuntoff (leider für uns jetzt in Hamburg) 2007 „Augsburg schreibt“ (dann umbenannt zu blokal.de gründete (einem Aggregator für Blogs), waren es vielleicht 30, 40 Blogger, die die Augsburger Netzwelt bereicherten. Heute sind es äh wieviele genau?

Ich denke, dass das Zusammenspiel von neuen Formaten, neuen Medien und auch von vielen Literaturreihen der letzten Jahren Augsburg verändert hat (unvergessen die ABC Reihe von Albert Ostermair zu den Brechtfestivals). Die Popularisierung von Lesungen z.B. durch Poetry Slam-Elemente haben enorm dazu beigetragen hat, im Publikum eine Begeisterung für Literatur auf der Bühne zu steigern.

ZuschauerWorin begründet sich das? Nun, für mich liegt das an dem partizipativem Element von der Slam-Bewegung. Die Kulturtheoretiker unterscheiden zwischen „lean forward“ und „lean back“. Fernsehen etwa ist ein „lean back“-Medium, bei dem man sich zurücklehnt und berieseln lässt. Eine klassische Lesung ist das auch.

Slams sind ein „lean forward“-Phänomen, weil die Leute mitmachen können. Jeder darf seinen Hut in den Ring schmeißen und einfach mitmachen – ohne Filter! Das gilt aber auch für das Publikum: Es muss nicht still sitzen, brav applaudieren und danach vielleicht noch ein Buch kaufen. Hier darf, ja muss man tatsächlich mitmachen, weil man dauernd gefragt wird: wie fandest DU das denn, was ist DEINE Punktewertung, willst du den noch mal hören. Ruf „Buh“ oder applaudiere und trample, wenn es Dir gefällt! Das lässt einen nicht kalt, das geht gar nicht. Bei einem Slam einfach dabeizusitzen und abzuwarten, ist schwer, weil man immer einbezogen wird, entweder als Akteur, der teilnimmt, oder als Publikum.

Zum zweiten ist Poetry eine Plattform, bei der Autoren sich ausprobieren können und ihr Publikum finden. Denn nicht jeder von all den Menschen, die schreiben, geht auch gleich zu einem Verlag. Hier kann man schnell Feedback erhalten. Ehrlich und ungeschminkt.

Eigentlich ähnlich wie bei einem Blog. Oder um genau zu sein: GENAUSO wie bei einem Blog. Unmittelbar, ungefiltert, im Moment: Mal ein Essay, mal ein Wutrausch. Mal lustig, mal melancholisch. Für mich gibt es hier einen Zusammenhang: Es geht bei beidem um Authentizität. Hochglanz kann jeder – zumindest mit viel Geld. Aber echt, das kann man nur als Einzelkämpfer, der sich der Masse stellt.

Bildschirmfoto 2015-10-16 um 13.51.03Jetzt holen wir vom 3.-7. November fast 250 Poetinnen und Poeten nach Augsburg, um dort die Deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam auszutragen. Ohne dass bisher auch nur ein Plakat hängt oder Anzeigen geschaltet worden sind, ist das Finale am 7.11. bereits ausverkauft. Und die Halbfinale/Teamfinale am 6.11. sind auf einen guten Weg dahin!

Hast Du auch das Gefühl, dass sich die Literatur-Szene in Augsburg zum Positiven verändert hat? Woran liegt das? Es würde mich freuen, von Dir einen Kommentar zu lesen!

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Slam im Februar: Rollator, S21 und Amöbenliebe mit Burka https://www.e-thieme.de/slam-im-februar-rollator-s21-und-amobenliebe-mit-burka/ https://www.e-thieme.de/slam-im-februar-rollator-s21-und-amobenliebe-mit-burka/#respond Sat, 11 Feb 2012 14:10:38 +0000 http://www.e-thieme.de/?p=1721

Tolle Slammer aus Augsburg, Bamberg, München und Stuttgart sowie ein tolles musikalisch-kabarettistisches Rahmenprogramm durch Sarah Hakenberg – was kann man mehr von einem Slam-Abend erwarten? In einer erneut total ausverkauften Kresslesmühle erlebten Zuschauer wie auch Slam Master einen perfekten Lauschangriff.

Cornelia Koepsell startete mit einer ziemlich abgefahrenen „Amour fou“-Story in den Slam-Wettkampf. Vera wartet auf den Anruf von ihrem Freund Alex. Oder ist das eigentlich noch ein Freund oder nur ein Affäre? Der Liebeskummer wächst und Vera beschließt eine besondere Aktion – sie beschattet ihn. Verkleidet mit einer Burka stalkt sie ihn. Doch mit einem hat sie nicht gerechnet: Der schüchterne Intellektuelle hat eine lüsterne Seite, die er an Vera auslebt… Wohin Wünsche führen können, davon erzählte auch Heiner Lange (München), den wir endlich wieder zum Augsburger Slam bekommen konnten. Heiner schilderte von diversen Auftritten beim Rundfunk, bei dem die Redakteure sehr klare Vorstellungen hatten, was ankomme und was nicht. Wünsche – das sind doch eigentlich Kugel im Lauf der Pistole, die Dir in den Nacken gedrückt wird. Sie sind nur verkleidete Befehle!

Passend zum gerade parallel laufenden Brecht-Festival hatte Michael Friedrichs seinen Text „Brecht zu Markte tragen“ mitgebracht. Erst wenige Tage zuvor hatte er damit beim Augsburger Philosophy Slam den Publikumspreis abgeräumt. Ausgehend von dem vermeintlich alten Lateiner-Spruch „Keiner ist glücklich vor seinem Tode“ fragte er, wie das denn Brecht gesehen hätte. Geschickt hatte der nämlich nicht nur das System benutzt, sondern auch für sich genutzt. Doch die Stadt Augsburg müht sich noch immer an dem großen Erbe und scheitert dabei regelmäßig… Politisch blieb auch Grög!, der sich in einer Büttenrede dem Thema Wulff widmete – und ihn ironisch lobte und in Schutz nahm. Kein Wunder, dass sowohl der Pattexpräsident als auch der Lügenbaron hier zu einigen Lachern führte. Der Münchner wurde sodann auch ins Finale gewählt.

Lyrisch und politisch geht es weiter
„Es fehlt der Wirbel zum Aufstand im Rücken“, so startete der Stuttgarter Tobias Heyel gleich weiter in die zweite Halbzeit. Mit seinem äußerst poetisch/politischem Text forderte er auf sich zu wehren, nicht alles mit sich gefallen zu lassen und setzte dabei auf echte Demokratie. „Ich will 3D mit Gesicht und Profil!“
Sarah Maria Nordt machte sich Gedanken über das Altern und erzählte von ihrem Tag, als 96. geworden ist im Jahr 2093. Ihr Navi-gesteuerte Rollator mit Sitzheizung führt sie dabei durch die Stadt, wo sie einiges erleben konnte. Dabei zeigte sich, dass wohl sich nicht alles ändern würde in der Zukunft…

„Von Straßenrandsängern und Leitplankenspringern“ erzählte Max Kennel aus Bamberg. Im Auto sitzenden lauscht er dem Straßenmusikanten, doch kann ihn nicht hören, denn „Highway to Hell“ dröhnt zu laut aus den Boxen. Man fährt immer weiter und weiter und schneller und schneller und die Musik hört nicht auf. Da hilft nur das Aussteigen! Und sobald er aus dem Auto raus ist, da hört er dann auch, wovon der Musikant gesungen hatte: Von der Freiheit und vom Frieden… Thomas Laschyk war dann der letzte Slammer am Abend – er feierte an diesem Abend sein dreijähriges Slam-Jubiläum. Er las mehrere Gedichte aus seinem „Freunde“- uns seinem „Träume“-Zyklus – darunter „Immer tiefer“ und „Feuer“. Das Publikum entschied sich sowohl Sarah Maria Nordt als auch Max Kennel ins Finale zu voten.

Das Finale
Das Finale wurde dankenswerter Weise durch Simon Schwager mitgefilmt (von ihm sind auch wieder die Fotos) und kann deswegen hier nachempfunden werden:

Sieger des Abends (Büchergutschein von Bücher Pustet) wurde Max Kennel, Best Local wurde wieder einmal Sarah Maria Nordt (Schreibkladde und Kugelschreiber von boesner Künstlerbedarf). Gratulation!

Der nächste Slam findet am 16.3.2012 statt – davor gibt es aber noch den Sonderslam mit der avg: Bus Tour 2 mit The Marble Man! Sarah Hakenbergist mit ihrem Soloprogramm am 26.2. in der Kresslesmühle zu sehen – nicht verpassen! Vorverkauf zu allen drei Veranstaltungen läuft!

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April Slam: Puppenkiste und Bertolt Brecht https://www.e-thieme.de/april-slam-puppenkiste-und-bertolt-brecht/ https://www.e-thieme.de/april-slam-puppenkiste-und-bertolt-brecht/#respond Sun, 01 May 2011 09:26:56 +0000 http://www.e-thieme.de/?p=1338 Der April-Slam war extrem kurzweilig. Acht Slammer rasten durch den Abend mit teilweise irrwitzigen, teilweise nachdenklichen und aber immer schönen Texten. Als geladene Gäste kamen nach Augsburg Egon Alter (Darmstadt), Simon Felix Geiger (Freiburg), Grög! (München) und Bo Wimmer (Marburg). Aber auch die Augsburger Slamily punktete und konnte mit Sprachwitz und Ironie die angereisten Herausforderer ins Schwitzen bringen. Schließlich gewann Bertolt Brecht, also Augsburg. Zumindest fast.

Eine Insel mit zwei Bergen zuviel
Seinen 86. Slamauftritt hatte Michael Friedrichs an diesem Abend. Er hatte eine Story über die 60er Jahre dabei: „Wir kriegen Telefon“. Der akribisch die Telefonminuten notierende Vater führte genaue Listen, wer wann wie lange telefonierte, und die Schwester versuchte dieser Überwachung zu entgehen – das konnte nicht gutgehen! Mit „Timfech“ ironisierte Friedrichs dann geschickt das neumodische Manager-Sprech: wer heutzutage nicht „timfech“ ist, der hat in der Arbeitswelt nichts zu suchen… Ihm folgte der Marburger Bo Wimmer, der die „Tragödie vom romantischen Huhn Ruth“ vortrug. Ruth wollte sich nicht auf den Macho-Hahn einlassen und verzichtete auf das gemeinsame Eier-Glück. Was aber beiden ein Verhängnis wurde und sie letztlich doch wieder vereinte: im Suppentopf. Eine äußerst bittersüß-ironische Geschichte aus den wilden 70er Jahren hatte Cornelia Koepsell im Gepäck: „Das Häutchen“. Sie erzählte von Vera, die ihre Sommerferien bei Wolfi verbrachte, um endlich eine Frau zu werden. Doch Wolfi hatte außer Politsprüche wenig drauf, so dass die Vietnam-Demos noch das Beste im Urlaub waren.

Grög! beendete den ersten Block mit zwei wieder sehr lustigen Texten. In seiner verheuschnupften Möricke-Persiflage („„Frühling lässt sein blaues Band / Wieder flattern durch die Lüfte…“) blieb kein Auge trocken. Und in der Gute-Nacht-Geschichte des Münchners, der endlich mal in Kindergeschichten die Wahrheit sagen wollte, gab es auf der „Insel mit zwei Bergen zuviel“ auch für Lukas nichts mehr zu lachen. Bo Wimmer wurde von der Publikumsjury ins Finale geklatscht.

Mein Schädel ist ein Buchregal
„Ich bin mir selbst ein Königreich“ hieß das Gedicht von Simon Felix Geiger (Freiburg). „Mit Bleistiftzepter in der Hand“ fand er, das sein „Schädel ein Buchregal“ sei. Das Publikum antwortete bei dem interaktiven Text huldigend: „Slam-Gigant!“. Ihm folgte Sabrina Bayer, die an diesem Abend ihr Slam-Debut hatte und uns alle mit einem absolut gekonnten und selbstsicheren Auftritt überraschte – wie ein altgedienter Slam-Profi; ein klasse Start! In „Kinderhaus“ schilderte sie, wie die Ehrlichkeit der Kinder einen in den Wahnsinn treiben kann: „Es ist der blanke Horror!“ Und dann gibt es auch noch Läuse-Alarm!

Der Darmstädter Egon Alter ist ein Meister der kurzen Form: In 20einhalb poetischen Polaroids beleuchtete er äußerst ironisch diverse Abgründe der Beziehungswelt und näherte sich dieser in einer eher aphoristischen Form. Für geistreiche Kurzgeschichten kann sich Peter Knuhr begeistern: „Die heilige Klara“, so wurde dem Protagonisten in einer Kleingeschichte versprochen, löse alle Probleme (sogar die des Aufstiegs des FCAs). Man müsse sich nur an die Regeln halten! Das konnte natürlich nicht gut gehen… Zu Recht wurde Peter Knuhr ins Finale geklatscht!

Das Finale
In der Brecht-Stadt mit einem Remix von Bertolt Brechts Gedichten anzutreten ist natürlich taktisch gar keine schlechte Idee. Bo Wimmer modernisierte das BB-Gedicht Erinnerung an Marie A.. Doch bei ihm war es die Spinne, die ihm nicht mehr aus dem Kopf geht, bzw. wohl bei dem Mädchen nicht mehr aus den Haaren… Ein Brüller! Peter Knuhr antwortete wesentlich leiser mit „Das Leben in 3 Minuten am Strand“ und konnte damit nur den zweiten Platz, somit den Preis als Best Local von Künstlerbedarf boesner gewinnen: Eine Schreibbuch von Bindewerk und ein vierfarbiger Kugelschreiber. Gratulation für Bo Wimmer als Sieger des Abends – ihm wurde der Büchergutschein von Bücher Pustet überreicht!

Alle Fotos wurden von Simon Schwager geschossen. Vielen Dank!

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Und übermorgen Augsburg… https://www.e-thieme.de/und-ubermorgen-augsburg-2/ https://www.e-thieme.de/und-ubermorgen-augsburg-2/#respond Sat, 20 Sep 2008 17:44:03 +0000 http://www.e-thieme.de/?p=551 Am 20. September um 15.00 Uhr trafen sich 19 von 28 Autoren der Kurzgeschichten-Anthologie „Und übermorgen Augsburg“ im Augsburger Mozarthaus, um dort die Präsentation des ersten literarischen Stadtführers Deutschlands und eine kurzweilige Preisverleihung zu erleben – moderiert von der Herausgeberin und Mitautorin des Bandes Cornelia Fröschl (anschließend gab es noch eine Lesung). Aus über 50 Einsendungen zu dem Überbegriff „Augsburg“ konnten immerhin 28 ins Buch aufgenommen werden – und aus diesen wiederum hat die Jury nun die drei Gewinner bestimmt. Die Auswertung der Texte erfolgte anonym, das heißt wir in der Jury kannten weder Namen, Geschlecht und Herkunft der Autorinnen und Autoren. Sieger: Drei Frauen!

Den dritten Preis erhält Yvonne Fodor für ihre Geschichte „Die Rächer der blauen Sandale“. Frau Fodor lebt in Augsburg, sie ist Autorin eines Kindersachbuchs, schreibt Mobilbook – Krimis und Kurzgeschichten.
Die Jury würdigte, dass es sich bei ihren Beitrag um eine Kindergeschichte handelt, die in liebenswerter und lebendiger Weise die Ritterfantasien – und Abenteuer aus der Perspektive eines etwa zehnjährigen Jungen schildert. Eine Geschichte, die insbesondere den doppelten Anspruch, Kindern und Erwachsenen gleichermaßen zu genügen, sprachlich und handwerklich gekonnt erfüllt. Sie wird von der Jury aber auch als typische Augsburger Geschichte gesehen, denn Schauplatz der Handlung ist der Kuhsee, den die Autorin real und atmosphärisch in das Geschehen einbezogen hat.

Mit dem zweiten Preis zeichnet die Jury eine Autorin aus Stuttgart aus. Gesina Cramer ist von Beruf Tierärztin. Nebenberuflich spielt und inszeniert sie in diversen freien Theaterensembles. In ihrer Geschichte „Die Wolke, die ich lange sah“ hat sie in gelungener Weise den Topos des Theaters auf ihre Figuren übertragen. Eine Laien – Theatergruppe auf Tournee spielt den Baal von Brecht in Augsburg. Gesina Cramer inszeniert eine Aufführung der Theaterbesetzung im Spannungsfeld zwischen der äußeren Bedrohung durch eine Gewitterwolke und der Bedrohung des Zwischenmenschlichen durch Liebe, Eifersucht und Intrigen. Der Bezug zu Augsburg wird durch Fremdheit thematisiert, Fremde im Verhältnis zum gespielten Theaterstück von Brecht und seiner Geburtsstadt, zum Inhalt des Dargestellten und zu Stadt generell, die Figuren bleiben auf sich und ihre persönlichen Probleme fixiert. – Die Jury würdigt mit dem zweiten Preis die ungewöhnliche Regisseursperspektive sowie den sprachlichen Einfallsreichtum und die Brillanz.

Den ersten Preis erhielt eine Autorin, die den weitesten Weg zur Preisverleihung nach Augsburg zurückgelegt hat: Meike Stewen aus Hamburg. Meike Stewen hat Mathematik, Anglistik und Erziehungswissenschaft studiert und arbeitet hauptberuflich als Übersetzerin. Ihre Geschichte „Advent Advent“ wird von der Jury ausgezeichnet für den sprachlichen Mut der Autorin, den Bezug auf literarische Traditionen moderner Literatur und das experimentelle Wagnis, eine vielleicht sogar verstörende Tiefe zu erzeugen. Metaphern aus den Bereichen Schreibens und Recycling stehen für Kommunikation und gelebtes Leben, für Vergänglichkeit und Wiedergeburt. Sie fordern auf, Zusammenhänge, Assoziationen in sprachlichen Details zu entdecken, Sinn und Inhalte zu verknüpfen, Rätsel zu lösen. Der Bezug zu Augsburg ist über faktische Ortsbezüge hinaus mit dem Thema „Renaissance“, also Wiedergeburt hergestellt und wird auf konkrete und metaphorische Weise durchgespielt.

Herzlichen Glückwunsch an alle Preisträgerinnen!

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abc Festival: Brecht Slam https://www.e-thieme.de/abc-festival-brecht-slam/ https://www.e-thieme.de/abc-festival-brecht-slam/#respond Sun, 20 Jul 2008 07:46:12 +0000 http://www.e-thieme.de/?p=409 Ko und Rayl: Saubere Moderation!

Der Brecht-Slam zum abc Festival ist für mich der Lackmus-Test, ob Brecht überhaupt noch bei jungen Menschen, bei jungen Autoren ankommt. Wird er noch verstanden? Wie interpretiert? Beim Brecht-Slam müssen nämlich Slammer zuerst einen Brecht-Text performen (und werden dafür von einer Punkte-Jury auch bewertet) und dann in der zweiten Runde einen Antwort-Text präsentieren. Und um die aufgeworfene Frage sodort zu beantworten: ja, das funktioniert. Für mich, massgeblich in meinen Hörgewohnheiten durch Ekkehard Schall und Gisela May geprägt, ist es immer die Erleuchtung, wenn mal etwas anders klingt. Man kann nicht nur, man sollte Brecht auch einmal anders vorlesen und auf die Bühne bringen als in den gefülten letzten tausend Jahren! Nur so kann der Klassiker am Leben bleiben.

Peh bekommt den preis von Marc Kelly Smith persönlich!Angetreten waren Sebastian 23, Bumillo, Peh, Xochil A. Schütz, Lars Ruppel, Harry Kienzler, Sebastian Krämer und Felix Römer. Die Elite der deutschen Slam-Szene hat sich also dieser besonderen Herausforderung gestellt. Klasse, sie alle mal wieder zu sehen (die meisten waren ja schon mal beim Augsburger Poetry Slam Lauschangriff).

Leider konnte ich nicht alles mitschreiben – aber es war ein klasse Abend und es sollte zumindest berichtet werden, das die wunderbare Peh aus Berlin verdient gewonnen hat. Wow – was für eine Ausstrahlung, was für eine Show! Überreicht wurde der Preis übrigens höchstpersönlich von Marc Kelly Smith, der Gründer der weltweiten Slam-Bewegung. Er wird am Sonntag bei den Team-Slams zu sehen sein. (Und ja, auch er war schon beim Lauschangriff gewesen…)

Ein toller Abend! Ergebnis: Brecht lebt.

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abc Festival: Augsburger Autoren auf dem Zeughausplatz https://www.e-thieme.de/abc-festival-augsburger-autoren-auf-dem-zeughausplatz/ https://www.e-thieme.de/abc-festival-augsburger-autoren-auf-dem-zeughausplatz/#respond Sat, 19 Jul 2008 18:45:27 +0000 http://www.e-thieme.de/?p=404 Tom SchulzDas zweite Modul, das ich zum abc Festival konzipieren durfte, drehte sich weniger um die Slamszene wie beim ersten Poesie Café gestern, sondern um die eher traditionellere aber nicht minderinteressante Literatenszene Augsburgs. Und dieses Mal spielte auch das Wetter mit. Alle Stuhlreihen waren besetzt – und sogar der Biergarten füllte sich mehr und mehr und war schließlich gut gefüllt und hochgespannt mit bei der Sache.  Kein Wunder bei der „Playlist“, die ich vorbereitet hatte. Jörg Adam, Ibrahim Kaya, Theresa Klesper, Julia Krumme, Tom Schulz und Dieter Walter waren geladen und Gespräche mit Treffpunkt Zunge-Veranstalterin Szilvia Lengl und Autor/Regisseur/Teaterleiter Sebastian Seidel angekündigt.

Dieter WalterJörg Adam, 1976 in Friedberg geboren und mittlerweile nach Augsburg umgezogen, schreibt Lyrik und Kurzprosa oder auch beides zugleich. Heute hatte er Lyrik dabei und brachte die Vereisung der Gefühle bei endender Liebe auf den Punkt. Neben einigen Veröffentlichungen in Anthologien wurde er 2005 mit dem Kunstförderpreis der Stadt Augsburg ausgezeichnet.  Ansonsten verdient er sein Geld als Dozent für Deutsche Literatur an der Universität Augsburg. Dieter Walter, freiberuflicher Autor seit 1980, lebt seit 8 Jahren in Augsburg. Neben gelegentlichen Auftritten in Poetry Slams ist er zugleich örtlicher Vorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller (in verdi) und unter dem Pseudonym „Viktor Glass“ bekannt als Autor des biografischen Romans „Diesel“. Er hatte eine süße Geschichte eines kleinen Jungens dabei – aus seiner Sicht wird die Zeit und die Geschichte der frühen 50er erzählt.

Julia KrummeJulia Krumme ist mir literarisch letztes Jahr in meiner Jury-Arbeit zu GeistReiches Augsburg aufgefallen – die Frau kann nämlich schreiben! Julia Krumme (Jahrgang 75), frühere Schlagzeugerin der Avantgarde-Punk-Band Die Ribosomen und Gründungsmitglied des studio-kneipp8, beobachtet sprachlich Heimatrealitäten und Geschichten am Rande des Alltags. Im sonstigen Leben arbeitet sie als Lektorin im Lektorat satz-plantage. Sie hatte eine tolle Prosa mitgebracht. Ihr folgte Theresa Klesper (1979 in Erding geboren, studierte in Augsburg Neueren Deutschen Literaturwissenschaft, Psychologie und Kommunikationswissenschaften), die ihre erste Lesung überhaupt hatte – auch sie hatte ich bei dem „Geistreiches Augsburg“-Universitätsprojekt im Rahmen des Jahres der Geisteswissenschaften kennengelernt. Weiter so!

Ibrahim KayaIbrahim Kaya hatte vier Gedichte mitgebracht. Kaya, gebürtig 1966 in Divriği/Türkei lebt seit Anfang der 70er in Augsburg. Seit 1983 folgen Veröffentlichungen in sowohl türkischsprachigen Zeitschriften, als auch auf deutsch. Zusammen mit dem Literaten Gerald Fiebig schrieb er das interkulturelle Langgedicht Zweistromland (2001/2003), das die beiden Autoren bisweilen auch als Text-Klang-Collage aufführen. Ihm folgte als letzter Autor Tom Schulz (Bild ganz oben). 1970 in der Oberlausitz geboren, aufgewachsen in Ost-Berlin, lebte in Berlin, jetzt gottseisgedankt in Augsburg. Seit 2002 lebt Schulz freier Autor: Zuletzt erschienen: „Vergeuden, den Tag“. Gedichte bei Kookbooks und „Hundert Jahre Rütli“ Gedichte bei SuKuLTur. Auch ist er (Mit-)herausgeber diverser Anthologien, wie zum Beispiel „Neue Politische Gedichte“, die im Rotbuch Verlag im September 2009 erscheinen. Tom Schulz las Lyrik und zum Abschluss eine Kurzprosa – teilweise mit bayrischschwäbischem Kontext.

Tolle Autoren hat Augsburg!

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abc Festival: Jochen Schmidt und Gabriel Vetter https://www.e-thieme.de/abc-festival-jochen-schmidt-und-gabriel-vetter/ https://www.e-thieme.de/abc-festival-jochen-schmidt-und-gabriel-vetter/#comments Sat, 19 Jul 2008 08:05:58 +0000 http://www.e-thieme.de/?p=398 Gabriel Vetter, Jochen Schmidt und Armin Kratzert (v.l.n.r.)Großartiges Nachmittagsprogramm: Gabriel Vetter und Jochen Schmidt im Poesie Café im Rahmen des abc Festivals. Wegen Regen war leider das Proramm vom Zeughausplatz-Biergarten in den alten Filmsaal verlegt worden und schlecht ausgeschildert worden – und so fand diese schöne Lesung & Gespräch eher unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Moderator war Armin Kratzert, der selber Schriftsteller, Kritiker und Journalist ist und zu den Initiatoren der Kultursendung Capriccio im Bayerischen Rundfunk gehört. Er lebt in München und schreibt Gedichte, Theaterstücke und Romane; zuletzt veröffentlichte er die Romane „Hundertmark“ (2006) und „Magnolia“ (2008).

Nachdem er eher zufällig einem Poetry Slam in Darmstadt als Zuschauer beiwohnte, beschloss Gabriel  Vetter, es selbst einmal auf der Bühne zu versuchen. Von seinen ersten 32 Slams ging Gabriel Vetter 28 Mal als Sieger hervor. Zudem setzte er sich beim größten Poetry Slam Europas, dem German International Poetry Slam 2004 in Stuttgart gegenüber 100 anderen Autoren im Einzel durch und wurde zum besten Slammer des Jahres im deutschsprachigen Raum gekürt. 2006 gewann er als bisher jüngster Preisträger den renommierten Kabarett-Preis „Salzburger Stier“.

Jochen Schmidt – Mitbegründer der Lesebühne Chausee der Enthusiasten in Berlin  und derzeit mit mehreren Büchern äußerst positiv im Gespräch (zuletzt Meine wichtigsten Körperfunktionen) hat ebenfalls seine Wurzeln in der Spoken Word-Szene.

Neben einer kurzen und sehr chamanten Vorstellung lasen zunächst beide Autoren aus ihren Texten. Jochen Schmidt startete mit „Mannheimer Melancholie“ – einer äußerst bizarren Schilderung eines Besuchs daheim bei den Eltern. Tja, wie geht man damit um, wenn die Menschen, die man am meisten liebt in der Stadt wohnen, die man gleichzeitig am unbeliebtesten ist? Innerhalb wenigen Sätzen hat die Mutter einen wieder entmündigt und der Vater fragt immer die gleichen Fragen beim gemeinsamen Fußballfernsehens…  Vetter begrüßte das Publikum mit dem schweizerdeutschen Kurztext „So.“ Knatterndknorzende Wortkaskaden – „da simma also“! Später präsentierte er noch seinen „Gächlingen“-Text, eine Antihommage an den Bus zwischen Schaffhausen und Schleitheim der dort einen der unnötigsten Busstops der Welt zu machen scheint.

Im gemeinsamen Gespräch gestand dann Vetter seine Herangehensweise an einen Text: Er hat von Beginn an sowohl Anfang als auch Ende seiner Texte im Kopf. Und dann fülle er einfach den Rest dazwischen auf, so Vetter. „Ich bin Autor und nicht Fan der Wirklichkeit!“ antwortete Schmidt auf die Frage, in wie weit er tatsächlich Erlebtes in seinen Geschichten verarbeitet. „Meine Mutter würde sich selber nicht in den Texten wiederfinden“, versuchte Jochen Schmidt sich gegen die Verwechslung von Ich-Erzähler/Protagonist und Autor der Geschichte zu wehren.

Hochinteressant war die Frage nach dem Brecht-Erbe. Während Gabriel Vetter sich als Nicht-Brecht-Kenner outete, erzählte Jochen Schmidt von seiner Jugend in Ost-Berlin. „Wir haben damals viel Brecht in der Schule gelesen!“ Wer jetzt aber im Publikum dachte, dass der DDR-Staat und verordneter Brecht-Kult den Spaß an dem Autor kaputt machte, lag aber komplett falsch: „Natürlich fanden wir den dialektischen Brecht eher langweilig – aber da gibt es ja noch den chinesischen, den bayerisch-existentialistischen Brecht!“ Und schließlich: „Für mich ist Brecht sehr, sehr wichtig!“

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abc Festival: Schülerslam in der Komödie https://www.e-thieme.de/abc-festival-schulerslam-in-der-komodie-2/ https://www.e-thieme.de/abc-festival-schulerslam-in-der-komodie-2/#comments Fri, 18 Jul 2008 13:05:55 +0000 http://www.e-thieme.de/?p=395 Winston PurpleHeute vormittag fand der abc Schülerslam statt – der Höhepunkt der mehrmonatigen Schülerworkshops des abc Festivals, in dem junge Leute das Slammen kennenlernen können, ja regelrecht zu Bühnenpoten ausgebildert werden!

Drei Jahre abc Festivals – drei Jahre Workshops. Und man kann eine Entwicklung feststellen – die diesjährigen Workshopteilnehmer sind noch einmal eine Klasse besser als letztes Jahr! In der total ausverkauften Komödie drängten sich gestern größtenteils Schüler der beteiligten Schulen um ihre Kollegen auf der Bühne zu bewundern. Vierzehn Slammer traten gegeneinander in einem heißen Battle an, das wieder sehr gut von Ko und Rayl moderiert wurden.

Den Anfang machte Katha, die als Nero Bonaparte schon oftmals und auch talentiert beim regelmäßig in der Kresslesmühle stattfindenden Augsburger Slam aufgetreten ist. Sie prangerte die Manipuation durch die Medien an und forderte auf: „Kellerkind – geh doch mit in den Wald!“. Julia folgte ihr mit einem eiskalten, sehr genial vorgetragenen „Bewegungslos“. Stan Twerski, letztes Jahr immerhin dritter geworden, ist dem Sprechgesang treu geblieben und reimte vom Erwachsenwerden eines Rappers. Nicht nur Stan – auch seine Texte sind reifer geworden: sehr gut! Ihm folgte ein weiterer Rapper: Andy – auch er im Rap-Kurs der abc Workshopleiterin Fiva. Er hatte eine Beichte eines Hip Hop Gangsters mit im Gepäck. „Du hängst an meinen Lippen wie Sekundenkleber“ sagte Maria aus der Storyteller-Gruppe von Pauline Füg. Sehr dichte, lyrische Prosa. Toll! Anna war die nächste in der Reihe und auch sie hatte Prosa mitgebracht: „Nimm Dir meine Zeit. Ich gebe sie Dir gerne!“ Letzte vor der Pause: Rosa! Sie hatte den Rache-Text dabei, den sie beim letzten Lauschangriff genauso erruptiv präsentiert hatte.

Zweite Runde nach einer kurzen Pause: Verena klassifizierte sehr geistreich die Nichtraucher in die Kategorien Antiraucher, Gelegenheitsraucher und Nichtrauchende Raucher. Matylda folgte mit einem starken und wortgewaltigen Auftritt. René (aka MC Sabbat) räumte mit Rapper-Klischees auf. Winston – der Augsburg schon bei den letzten U20 Wettbewerben des German International Poetry Slams 2007 in Berlin vertreten hat (siehe hier) – performte sein persönliches „Augsburg good bye“, das irgendwie dann doch eine Liebeserklärung an seine Heimatstadt wurde. Elli erzählte, wie sie sich auf die Suche nach dem perfekten Mann für ihre Oma machte. Irre, was sie dabei alles erlebt; wichtig auch die Tipps, was man als Nachahmer nicht machen sollte. „Ein Genie irrt sich nie!“ rief Thomas Laschyk in das Publikum und reimte äußerst geistreich und ironisch sich ins Herz der Menge. Last but not least: Daniel Phillip, der in die Mühlen einer jeglichen Beziehung geriet: Der Jahrestag stand an! Jetzt galt es, Romantik und Phantasie zu beweisen!

Die Jury-Wertung
Als Juror hatte man es schwer: Nicht nur, dass die Darbietung wirklich qualitativ sehr nah aneinanderlagen – sie waren auch teilweise sehr unterschiedlich: Rap, Storytelling, Spoken Word. Die Punkte-Wertungen der Jury (neben zwei Schülern waren das Peter Bommas – Junges Theater Augsburg, Sebastian Seidel – S’Ensemble theater, und ich als Slam Master Augsburg) im Einzelnen:

  • Verena Schön, Holbein Gymnasium, 22,8
  • Katha (aka Nero), Maria Theresia Gymnasium, 25,0
  • Andy, Heinrich von Buz Realschule, 25,0
  • Anna, Maria Stern, 25,5
  • Julia, Maria Theresia Gymnasium, 26,0
  • René Profet aka Sabbat, Jakob Fugger Gymnasium, 26,5
  • Maria, St Stephan Gymnasim, 26,8
  • Daniel Phillip, Rudolf Diesel Gymnasium, 26,9
  • Stan Twerski, 27,0
  • Matylda, Justus von Liebig Gymnasium, 27,0
  • Rosa, 27,6
  • Elli, Maria Theresia Gymnasium, 27,6
  • Thomas Laschyk, 27,7
  • Winston Purple, St. Stephan, 28,1

Alle Teilnehmer des abc Schülerslams 2008

Ein spannendes Finale
Im Finale trat die ersten drei besten Puntkwerungen gegeneinander an:; da Elli und Rosa Gleichstand hatten, gab es also vier Finalsiten. Den Anfang machte Elli mit ihrem kleptomanischen „Goldschatz“-Song. Hervorragend und noch einmal eine Steigerung zur Vorrunde. Super! Nummer zwei im Stechen: Rosa. Lautmalerisch erzählte sie aus dem Leben eines Katers. Menschen sind schon blöd, Miau! Thomas Laschyk performte einen Text, den regelmäßige Besucher des Lauschangriffs schon gehört hatten: Zunächst gab es die Erläuterung, wie es zum Text kam, wie sich nichts einstellen wollte und plötzlich der Text aus der Feder floss. Die zweite Hälfte war just dieser Text. Als letzter Finalist rappte sich Winston Purple ins Herz des Publikums und der Jury. Ein ernster Text über einen Freund, der sein Leben an sich vorbeirauschen lässt und endlich sich ändern sollte. Eine ganz neue Seite an Winston, klasse!

Die Wertung im Finale:

  • Rosa, 27,5
  • Thomas Laschyk, 28,5
  • Elli, 29,2
  • Winston Purple, 29,9

Damit gewinnt Winston Purple den diesjährigen abc Schülerslam und ist somit auch zusätzlich nominiert für den German International Poetry Slam 2008, der deutschsprachigen Slam-Meisterschaft, die dieses Mal in Zürich stattfindet! Gratulation!

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