Ich hau’s einfach raus: Der Juni Slam in Augsburg

Hanz aus Stuttgart (Foto von Dari Hunziker)Einen knackigen Abend konnten die Besucher des Poetry Slams am 19.6. in Augsburg erleben. Kurzweilig, schnell und mit großer Varianz an Texten und Textarten. Gastpoeten in der wieder einmal restlos ausverkauften Kresslesmühle waren Hanz und Jogito (beide Stuttgart) sowie Dari Hunziker (Zürich). Ein komplettes dutzend Autoren hatte sich auf die freie Liste setzen lassen – aber natürlich konnten von dieser Liste nur 5 antreten.

Generell konnten wir ein hohes Niveau erleben: Mehrmals mussten Ergebnisse wiederholt ausgeklatscht werden, um zu einem Ergebnis kommen. So endete der Abend schließlich auch im Finale mit einem Dreierstechen…

„Ich hau’s einfach raus“, sagte Jakob und fing seinen Vortrag von mehreren Gedichten an: „Vorbei mit dem ‚jeder für sich alleine'“, „Meine Idee ist die folgende“ und weitere. Lockerflockiger Vortrag und tolle Gedichte! Ihm folgte Thomas Laschyk. Er hatte einen Stream of Consciousness mitgebracht, „Planlos aber bestimmt nicht sinnlos“, wie er betonte. Echtes Hirn-TV vom Besten. Aus Stuttgart ist Hanz nach Augsburg gekommen. Der sympathische Slammer hatte einen Remix von zwei seiner Texte im Gepäck: „Wenn ich alt bin“ (und dann Aufruhr an der Supermarktkasse verursacht) und „Gutenachtgeschichte“, in der er seinen Kindern erzählt, wie er deren Mutter kennenlernte… Der letzte im ersten Block ist eigentlich Zauberer. Für den Slam hatte Alexander Merk auch pure Wortmagie mitgebracht und brachte einen „raVIERnierten“ Text auf die Bühne: „Liebe ist berechenbar“. Es war knapp – aber Hanz wurde ins Finale geklatscht.

Den zweiten Block eröffnete Jogito, ebenfalls aus Stuttgart. Er begab sich in die Position der ältesten Prostituierten Deutschlands und erklärte die Motivation. Warum ausgerechnet dieser Job? „Bei Lidl fühlt man sich beim Arbeiten immer so beobachtet!“ Klasse. Schorre Reitmayr bewies, das Mundart – und das auch noch in gereimter Form – wirklich unterhaltsam und intelligent sein kann. Er las zwei lustige Gedichte aus der Krankenwelt: „Kreislauf-Nostalgie“ und „Beim Orthopäden“. Dari Hunziker, aus Zürich angereist, hatte drei Liebesgedichte vorbereitet. Das erste in Gebärdensprache zeigte fünfbeinige Spinnen beim Liebesspiel. Das zweite ging über die „doofe Liebe“, das dritte über die „tolle Liebe“ und das sogar in vier Sprachen gleichzeitig: „I’m in love“. Letzter Slammer am Abend war Michael Friedrichs mit drei Kurzgeschichten: „Über das scharfe S“, „Ein Missverständnis“ im Nagelstudio und „Der Kanaldeckel war schuld“. Das Publikum klatschte Schorre und Dari ins Finale.

Finale mit drei Slammern
Drei Slammer, ja sogar drei Städte im Wettstreit: Hanz (Stuttgart), Dari Hunziker (Zürich) und Schorre Reitmayr (Augsburg). Hanz setzte auf seinen Lebensmittel-Text (diese streiten sich im Kühlschrank), Schorre auf böse Wetten im abendlichen Freiluftkino und Dari auf Arnold Schwarzenegger, dem sie ein lyrisches Sträußlein band. Mehrmals musste ausgeklatscht werden – dann stand es fest: Hanz hatte den Juni-Slam für sich entschieden und damit auch den Gutschein von Bücher Pustet gewonnen! Der Preis für den besten lokalen Slammer bekam Schorre Reitmayr: Eine Schreibkladde und Stift von Künstlerbedarf boesner. Gratulation!

Der nächste Augsburger Poetry Slam ist am 10. Juli. Angemeldet haben sich schon Annika Blanke (Leer/Ostfriesland), Cornelius Coffin (Bochum) und Wolf Hogekamp (Berlin)!

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