Herzschmerz und Weltschmerz feiern eine Party – Der Augsburger November-Slam

Eine rappelvolle Kresslesmühle, ein fantastischer Michael Feindler an seiner Gitarre als Rahmenprogramm und acht wunderbare Poeten: Das war der Poetry Slam am 25. November in Augsburg. Aus Berlin war Nils Rusche angereist, der Münchner Alex Burkhard und die Gröbenzellerin Carmen Wegge waren ebenso angereist und somit fest gesetzt. Die freie Liste war wieder sehr gut gefüllt und gleich mehrere Debütanten hatten Glück, von unserer Glücksfee gelost zu werden.

Passiert!
Gleich der erste Slammer des Abends war bisher nie in Augsburg aufgetreten. „Irrelephant“, so nannte sich Christian Weiblen bei seinem Slam-Debut, riss sofort alle in seinen Bann. Sein Text „Das Leben ist ein Stich. Man darf bloß nicht soviel kratzen“ über das Ende einer Beziehung hatte einiges an Wortwitz zu bieten. „Wir sollten es wie die Tomaten halten: Passiert!“ Ihm folgte Art Rudolf, der aus seinem Buch „Starthilfen“ vorlas. Darunter vom Philosophen, der wenn er Durst hat, lieber über Wasser nachdenkt, als zu trinken. Die Gröbenzeller Slammerin und Slam Masterin Carmen Wegge war die Dritte im ersten Block. „Reden, reden, reden – es muss doch noch mehr geben als Reden vor dem Versöhnungssex?!“ rief sie in die Menge. Cornelia Koepsell beendet den ersten Block mit „Pepe dreht durch“: Pepe Halbmair ist mittelmäßig. Alles, wirklich alles was er macht ist bestenfalls Durchschnitt. Und er lieb seinen täglich Trott. Doch plötzlich bricht Neuerung in sein Leben ein… Irrelephant wurde mit großen Applausins Finale gewählt.

Dumm und Naiv!
Der zweite Block wurde durch den Berliner Nils Rusche eröffnet. Vor drei Jahren, als er noch in Bamberg lebte, war er ja quasi Stammgast in Augsburg. Aufgrund der großen Entfernung hat er sich aber ein bißchen rar gemacht. Er brachte einen „Text über das Leben“ in dem das Reden nach einem langen Schweigen wieder gelernt werden musste – wie einem Kind das Laufen begebracht wird: Schritt für Schritt. Ihm folgte Eberhard Dahms: 83 Jahre und Slam-Anfänger. Er hatte lustige Gedichte im Gepäck, darunter „Arzt-Latein“ (über Fieberzäpfchen), „Augsburger Nächste – finden in München statt“ und „Ein Dichter dichtet vor sich hin“. Mit der „Trott der Stadt“ antwortete Alex Burkhard: „Manchmal wünschte ich mir, ich wäre weg“. Denn: „Manchmal fühle ich mich so häuserschluchten … Ich will mit meiner Freundin keine Lärmbeziehung führen!“ Als letzte am Abend trat Katharina Schikorski aus Friedberg auf. Sie performte ihr Gedicht „Dumm und naiv“ vor: „Die Welt ist nicht so lieb und nett / wie Du sie vielleicht gerne hättst.“ Alex Burkhard zog ins Finale ein!

Das Finale – eine Party
„Heul doch!“ rief der Weltschmerz auf der Party vom Herzschmerz und der Motivationsschmerz stand bedröppelt daneben. So ging es zu im „Partytime“-Text von Irrelephant. Alex Burkhard schilderte die Wohnungssuche in München – die dann letztendlich doch eher ein Bewerbungsgespräch zwischen den Geschlechtern im Café war. Die Publikumsjury hatte es schwer: Trotz mehreren Versuchen ein eindeutiges Ergebnis herbeizuklatschen, war kein Sieger herauszufinden – so einigten wir uns auf einen Doppelsieg!
Gratulation für die beiden Poeten!

Alle Fotos wurden von Simon Schwager geschossen. Vielen Dank!

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