Slam im November: Wenn Salvador Dali geslamt hätte, dann…

Eine Augsburger Megaslam mit gleich 10 Teilnehmern und vielen Gästen von außerhalb fand vorgestern in der Kresslesmühle statt. Mit dabei waren neben Grög und Alexander Burkhard aus München, Simon Felix Geiger aus Freiburg, Nils Rusche aus Berlin, Martin Geier aus Nürnberg auch das relativ frisch gegründete Slam-Duo „Le Poonie“. „Le Poonie“ besteht aus der Hamburgerin Bente Varlemann und der Münchnerin Carmen Wegge besteht.

Kurz und knappich: Ein Wahnsinnsabend mit gehörig viel Wahnsinn in den Texten!

Erster Block
Melanie Schöning mag Kinder. Jedoch keine Kinder, die bei Bambi und anderen Kindergeschichten nicht mehr weinen können. Um aber die heutige Jugend überhaupt noch erreichen zu können, hat sie ein Märchen geupdated: „Rotkäppchen 2.0“! Das rotbecapte Gör versucht Granny zu retten, doch Mr. Wolve und die Ninja-Zomies scheinen härtere Gegner zu sein als gedacht… Voll krasses Märchen Reloaded, also! Das Hamburger-Münchner Slam-Duo „Le Poonie“ (Bente Varlemann und Carmen Wegge) fragten sich, wie man in Zeiten wie diesen überhaupt noch von Bahnhöfen sprechen kann? Aber: „Immer ist irgendwas…“!

Peter Knuhr hatte eine Prosa gegen die Selektionssprache von Thilo Sarrazin & Co geschrieben, ein Text mit bewussten „Webfehlern“ in denen sich die verschiedenen Fäden und Textilien nicht vereinen ließen. Nils Rusche, der gerade in die Bundeshauptstadt gezogen ist, hat die typisch Berliner Textgattung „U-Bahn Text“ gewählt. „Die Stadt kaut, verdaut und spuckt Dich aus“ so in seinem Gedicht „Unsichtbar“. Alexander Burkhard, Teammitglied der Münchner „Westend ist Kiez“-Truppe fühlt sich als ewiger Zweiter: „Wenn ich in der Goethezeit gelebt hätte, wäre ich Schiller gewesen!“ Mit seinem Appell „Tu was Du willst!“ überzeugte er die Publikumsjury und wurde prompt ins Finale gewählt.

Zweiter Block
Simon Felix Geiger
will das Echte – und findet es im Slam. In „Kann, Sein, Schein“ findet er das im Slam, der eben frei von Schein ist. „You have to be a lover“, so Robert Boyd aus den USA, „without bitterness“ und „embracing change“! Grög knüpfte an Peter Knuhrs Anti-Sarrazin-Text an und drehte den Spieß vollkommen um. Wie wild schimpfte er gegen die Schmarotzer, diese Wirtschaftsflüchtlinge, diese Leistungsverweigerer – in den Bänker-Türmen in Frankfurt. Sehr witzig! Und mit Ironie und Witz hatte es auch der nächste Slammer: Michael Otto. Ironie ist zum Beispiel alle Bibeln im Hugendubel in die Science-Fiction-Abteilung zu stellen. Oder ein Grenzsoldat mit Borderline-Syndom. Weniger witzig ging bei Martin Geier der Notruf mit einem automatischen Anrufbeantworter aus. Klasse Text mit bösem Ende!

Das große Finale
Was hätte bloß Salvador Dali geschrieben, wenn er Slammer und nicht Maler geworden wäre, fragte sich Alexander Burkhard. Geschickt ließ der Poet die Namen aller Slammer des Abends in den Text einfließen. Hier konnte Grög nur mit seinem Ordnungsamt-Text antworten: „Was fehlt in Kabul?“. Die Jury war daraufhin aufgrund der unheimlich guten Performance der beiden Slammer unentschlossen – wer sollte der Sieger des Abend werden? Wieder gab es eine harmonische Lösung: Doppelsieg und somit beide! Gratulation an die beiden Münchner Gewinner!

Alle Fotos wurden von Simon Schwager geschossen. Vielen Dank!

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