Neunzigster Poetry Slam in Augsburg mit den Jingle Beachrockerz Bells

Zum letzten Slam in 2006 – und zum vom Veranstalter garantiert weihnachtsfreien Literaturhappening – kam es am 15.12. in der KresslesmĂŒhle. Zum literarischen Feste spielten die Jingle Beachrockerz Bells (Deniz Khan und Sebastian Guissani) auf – wie immer, wenn die beiden Jungs mit auf der BĂŒhne sind, werden die Slammer live und spontan begleitet. Wie gewohnt lieferten sie auch ein musikalisches Feuerwerk ab – genial! Aber auch literarisch gab es in der wieder ausverkauften MĂŒhle einiges auf die Ohren!

Los geht’s!
Der erste Block wurde von Kilian Eberle eröffnet. Der Donauwörther Slam Master brachte das Publikum mit seinem “Pein”- und seinem “Jehova”-Gedicht zum Lachen: “Anders sein ist doch ganz fein / aber noch mehr anders anders sein”. Der Freestyler Grizu rappte sich als nĂ€chster in die Herzen des Publikums und höchstwahrscheinlich weniger in das der Arbeitsamtmitarbeiter
 Norbert J. S. Mayr stellte wieder einen neuen Abschnitt aus seinem Roman “Betula und Soldanella auf der Suche nach dem grĂ¶ĂŸten Baum der Welt” vor – ein Narr zieht die Autoindustrie dem Regenwald vor und brennt diesen nieder. Nummer vier: Tommy Tesfu, der Augsburg ja wĂŒrdig beim National Slams 2006 im U21 Wettbewerb als Zweitplatzierter vertreten hatte. Er wurde mit seinem Text “Der Wille zur Macht macht mit uns was er will” ins Finale gevoted.

Die zweite Runde
Nach einer kurzen Verschaufspause startete der zweite Block mit einem Freestyle von Deniz. Lockerflockichleicht wie immer – bei Deniz Khan fließen die Reime aus dem mund ins Mikrofon, das es eine Wonne ist, zuzuhören/sehen! Jede Wendung, jeder Vers eine nicht erwarete FĂŒgung. Einfach Zucker.
Und dann eine weitere Überraschung! Die zweite Runde sollte fest in frĂ€nkischer Hand sein! Gestartet wurde sie von Isabel RĂ¶ĂŸler aus Weißenburg, die mit drei Gedichten (”GemĂŒtszustand”, “Vollgas” und “Die Droge”) einen ruhigeren, ja nachdenklicheren Ton anschlug. Ihr folgte – ebenfalls aus Weißenburg – Martin Geier, der sich mit “Perverses am Morgen” ĂŒber die Bigotterie des Nachrichtenwesens im Privatfernsehen lustig machte: Moralinsauer sich ĂŒber Ballerspiele aufzuregen, gleichzeitig aber sensationslĂŒstern alles im TV zu zeigen, was Quote bringt. Aus NĂŒrnberg hatte Michael Jacob den Weg nach Augsburg gefunden. Er entschied sich nach einer kurzen demoskopisches Erhebung im Publikum fĂŒr seinen “Studenten”-Text. In diesem erzĂ€hlt er von einem Lokalisten/Xing-Ă€hnlichem Service, der alle Studenten miteinander verknĂŒpft – und jeglichen realen sozialen Kontakt abschneidet. Last but not least wurde Christian Kolb (Weißenburg) von unserer wunderbaren GlĂŒcksfee ausgelost. Er hatte neben dem lautmalerischen “Jazz”-Gedicht auch ein lyrisches Kurzdrama dabei: “Blinder Tod bei der Ampel”: “Klack, Rot, sssssss, Klack, Rot, Pfieb, Klack, Rot, Tot”. Kolb wurde begeistert ins Finale geklatscht.

Finale
Vor dem Finale kam noch einmal Deniz Khan mit einem Freestyle. Deniz war sichtlich ĂŒberrascht, das Michael Friedrichs spontan die BĂŒhne eroberte und quasi als Personalrat des Augsburger Slams eine eigene Laudatio auf Deniz sang.

Das Finale selber war bei beiden Autoren (Tesfu/Kolb) extrem experimentell ausgeprĂ€gt und leider auch nicht hundertprozentig gelungen – dennoch wurde der aus dem Stechen herausgehende Christian Kolb als Sieger des Dezember-Slams begeistert gefeiert!
Der nĂ€chste Lauschangriff – der Poetry Slam in Augsburg findet am 19.1.2007 statt!

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