Februar-Slam 2011: Eine Bootsfahrt die ist lustig


Der Augsburger Februarslam hatte drei große Namen der Slamszene nach Augsburg gebracht: Tilman Birr (Berlin), Lucas Fassnacht (Erlangen) und Nico Semsrott (Hamburg)! Aber auch die Augsburger Slamszene war gut vertreten und brachte die reisenden Slammer durchaus ins Schwitzen. Für uns gab es einen Spitzenslam zu erleben mit vielen lustigen, aber auch nachdenklichen bis traurigen Texten und vielen spannenden Momenten! So muss Slam sein!

Peter Knuhr machte den Anfang. Nachdem er beim Januar-Slam seinen eigentlichen Text vergessen hatte und nur mit seinem für das Finale angedachten Text auftreten konnte (unter 3 Minuten), überzeugte Peter Knuhr dieses Mal wieder mit großer Prosa. In seinem Text „And the Gods made love“ (Zitat von Jimi Hendrix – man muss das ja heute das sehr ernst nehmen, um nicht als lächerlicher Lügenbaron zu gelten) ruft Petrus zur Betriebsversammlung: Die Krise hat jetzt final auch den Himmel erreicht! Die Lösung erscheint dem allerhöchsten Management simpel. Auch Engel müssen zukünftig malochen gehen und werden folgerichtig zum Einsatz auf die Erde geschickt. Dort stellen sie sich jedoch wenig geschickt an und eine Abwärtsspirale beginnt… Ein klasse Text!
Bereits zum zweiten Mal war Darina Kuzmin auf der Augsburger Slambühne zu sehen. Sie las ihren „Monolog einer Schulstunde“. In der Kurzgeschichte war das bewundernswerte Engagement eines Mathematiklehrers zu erleben, der seinen Schülern „kumulative Erwartungswahrscheinlichkeiten“ näherbringen wollte. Ein Tagtraum führte die Protagonistin zu Postbeamten, knutschenden Lehrern und viel mehr. Sehr lustig! Tilman Birr war aus Berlin angereist. Er hatte „Eine Bootsfahrt, die ist lustig“ mitgebracht – einen Exkurs aus dem Arbeitsleben. Folgend eine Aufnahme von vom Kreuzberg Slam, Berlin (April 2009):

Alexander Merk tritt normalerweise als Zauberkünstler auf. Beim Augsburger Slam setzt er jedoch gerne auf die Magie der Sprache. Zunächst las er vom „Beamtenbagger“; von einem Pater, der nicht Treppen steigen wollte und eine wichtige Erfindung machte, die nach ihm benannt wurde: dem Paternoster. Danach präsentierter er „Der Unsichtbare“. Eine Geschichte über Jacques, der zu einem großen Zauberergehilfen wurde, bis er auf immer verschwand… Tilmann Birr wurde ins Finale gewertet.

Nach einer kurzen Pause startete Nico Semsrott den zweiten Block: „Freude ist nur Abwesenheit von Information!“ Der Hamburger findet ja schon lange, dass das Leben eine Krankheit ist, die durch Sex übertragen wird und immer mit dem Tod endet. Nico Semsrott so wie man ihn liebt: als Pessimist und Misantrop! Ihm folgte Simon Birk, aus Memmingen. Er hatte uns zwei Gedichte mitgebracht: „Max“ über DSDS sowie den zwangsläufigen Realitätsverlust der Teilnehmer und „Manchmal“, einem Text über seine Gedanken, die man nicht einfach abschütteln kann, die einem folgen wie ein Schatten. Aus Erlangen kam Lucas Fassnacht nach Augsburg angereist. Auf besonderem Wunsch des Publikums wiederholte er einen Text, den er beim letzten Boxslam des Modularfestivals 2010 gebracht hatte: Ich bin der Tod: „So wie in seinem Lumpensack ein Lumpensammler Lumpen sammelt, /  so wie in seinem Leichensack ein Leichensammler Leichen sammelt, / so sammle ich in meinem Seelensack die Seelen ein.“  „Ich kann den Himmel nicht sehen!“ rief Laura Faiß, die zum ersten Mal einen Schritt auf die Slambühne gewagt hatte. Ein wunderbarer Text, der einen unwillkürlich an Open your Eyes erinnerte, lyrisch und tief. Ein sehr schönes Ende für den zweiten Block des Februar-Slams! Viel Applaus für alle Kombattanten – Nico Semsrott wurde schließlich ins Finale geklatscht.

Das Finale
Tilman Birr und Nico Semsrott im Finale: Das konnte ja nur urkomisch werden! Tilman brachte eine Fernsehzapping-Performance, Nico einen Text über Leerverkäufe an den Börsen. Den er natürlich nur deswegen nicht frei vortraug, weil er nicht angeben wollte. Zur Abstimmung: Gleichstand. Erste Wiederholung, zweite Wiederholung, dritte Wiederholung: Gleichstand.

Somit verdienter Doppelsieg für beide!
Der Best Local Preis von Künstlerbedarf boesner ging an Peter Knuhr!

Alle Fotos wurden von Simon Schwager geschossen. Vielen Dank!

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