Am kommenden Freitag, den 9.2., 19 Uhr, ist es soweit. Das bundesweite Filmfestival der Aktion Mensch âueber arbeitenâ startet in Augsburg im Stadtkino im Zeughaus, Zeugplatz 4, mit einem kulturellen Rahmenprogramm, das exemplarisch fĂŒr einige FilmbeitrĂ€ge wĂ€hrend des Festivals steht: âGlobalisierung-eine Klangperformanceâ mit Friederike Scheller und Gerald Fiebig. âDie Rap-Eliteâ, bekannt aus den Auftritten bei dem Jugendprojekt âRap for Peaceâ, gibt mit ihren Sprechsongs einen Eindruck, was die Zuhörer am âJugendfilmtagâ (Di., den 13.2.) erwartet. Auch von offizieller Seite erfĂ€hrt das Festival Beachtung – die Augsburger Kulturreferentin Leipprand wird bei der Eröffnung GruĂworte sprechen.
Der Eröffnungsfilm ist âChina Blueâ von Micha X. Peled (USA). Oft steht in unserer Kleidung âMade in Chinaâ. Doch unter welchen UmstĂ€nden werden diese billigen Jeans und Shirts hergestellt? Der Film zeigt aufrĂŒttelnde Bilder der Jeansproduktion und gibt Einblicke hinter geschlossene Fabriktore. Trauriger Höhepunkt: Das Filmteam wurde wĂ€hrend der Aufnahmen verhaftet.
Attac Augsburg ist lokaler Veranstalter und Stadtkoordinator. Zwanzig weitere VerbÀnde und Initiativen sind lokale Filmpartner. Das gesamte Programm des Filmfestivals ist im Anhang einzusehen oder unter: www.attac.de/augsburg
Sehr geehrte Damen und Herrn,
Quo Vadis Europa? http://www.globalisierung-zaehmen.de
Ich wende mich an Sie anlÀsslich des Weltwirtschaftsgipfels der reichen, entwickelten Industriestaaten, der Anfang Juni in Heiligendamm unter Vorsitz der deutschen Bundesregierung stattfindet. Deutschland spielt in Europa und Europa spielt in der Welt eine gewichtige Rolle.
Soll Europa gemeinsam mit den Schwellen- und EntwicklungslĂ€ndern eine neue Art von globaler “new economy” aufbauen
– in den sich entwickelnden WachstumsmĂ€rkten der “Dritten Welt”
– in einem Klima von GeschĂ€ftstĂŒchtigkeit und Fairness
– in Partnerschaft und “Harmonieâ nach innen und auĂen und
– unter Achtung international verbindlicher Regeln und
– insbesondere des Völkerrechts.
Oder soll sich Europa im Rahmen der âNorth Atlantic Treaty Organisationâ und noch enger im Rahmen einer âTransatlantischen Freihandelszoneâ den USA anschlieĂen, die am Hindukusch die Freie Welt verteidigen und sich einen unproduktiven und ĂŒberdimensionalen MilitĂ€rapparat leisten, trotz wachsender, hoher Verschuldung und sich in Zukunft vielleicht einmal einlassen werden auf eine RivalitĂ€t mit Wachstums- und Atommachtstaaten wie China, Indien und Russland.
Soll Europa eine exklusive âTransatlantische Freihandelszoneâ anstreben, die Schwellen- und EntwicklungslĂ€nder brĂŒskieren und die MĂ€rkte noch weiter öffnen fĂŒr angloamerikanisches privates Kapital, institutionelle Investoren, “Investment-Banking” und “Private Equity”, das im Ăberfluss vorhanden und höchst liquide rund um den Globus auf der Jagd nach Aktiengewinnen, hohen Renditezielen, Dividenden, Profiten ist?
Die Art und Weise, wie sich Globalisierung heute darstellt und wie sie gestaltet wird, eröffnet riesige Chancen im Kampf gegen die Armut, aber auch groĂe Gefahren fĂŒr den Frieden in der Welt.
Seit dem letzten “FĂŒnfjahres-Plan” der chinesischen Regierung vom MĂ€rz 2007 ist mehr und mehr deutlich geworden, dass China als eine gewichtige Kraft der sogen. BRIC- bzw. SchwellenlĂ€nder nicht der “rote Drache” ist. Vielmehr scheint die chinesische Regierung einen Weg eingeschlagen zu haben, der eine “harmonische Gesellschaft” im Innern und auf der WeltbĂŒhne âHarmonieâ zum Ziel hat, auf der Grundlage einer sogen. âsozialistischen Marktwirtschaftâ, in der der Staat gröĂere soziale Verantwortung ĂŒbernehmen und lenkend und âzĂ€hmendâ eingreifen soll.
SchwellenlĂ€nder, wie China und Indien, sind mit ihrem Bevölkerungsreichtum und wirtschaftlichen Potential treibende KrĂ€fte der Globalisierung geworden und könnten in Zukunft zu âWachstumsmaschinenâ der Weltwirtschaft werden.
Viele Schwellen- und EntwicklungslĂ€nder nutzen ihre Chancen und âgestalten Globalisierungâ, indem sie sie fĂŒr die Entwicklung ihrer Volkswirtschaften nutzen und das mit einer erstaunlichen Krisenfestigkeit und auf hohem Wachstumsniveau seit Jahren.
China baut, wie andere SchwellenlĂ€nder auch, mit politischem Verstand und mit groĂem politischen Geschick seine Volkswirtschaft, seine Industrie, seinen Arbeitsmarkt, sein technologisches Wissen, seinen Binnenmarkt und die soziale und materielle Infrastruktur auf – und das mit Hilfe modernster Technologien und Produktionsverfahren der entwickelten, reichen IndustrielĂ€nder.
Was könnte schlecht daran sein?
Wenn die Zusammenarbeit respekt- und verantwortungsvoll nach innen und auĂen, partnerschaftlich und friedlich verlĂ€uft, winken riesige WachstumsmĂ€rkte und satte Gewinne auf allen Seiten.
Armut kann, auch ohne eine Erhöhung des Entwicklungshilfe-Etats, auf diesem schon heute beschrittenen Weg weltweit besiegt werden, wenn die weitere, gedeihliche Entwicklung der Volkswirtschaften fair, stabil und friedlich verlÀuft.
Es fĂŒhrt ein Weg dorthin, der schon vielerorts, so auch bei uns, beschritten wird.
Der âExportweltmeister Deutschlandâ profitiert seit Jahren mehrfach in Folge von dem neuen ökonomischen Umfeld. Der Anlagen-, Maschinen- und Fahrzeugbau ist weltweit gefragt und die Nachfrage nach deutscher Innovation wird auch bei Zukunftstechologien zunehmen, die Natur- und Ressourcenschonender sind und das Leben auf unserem Planeten lebenswerter gestalten.
Das Potential ist vorhanden. Es muss nur in respektvoller Partnerschaft gemeinsam mit den Schwellen- und EntwicklungslÀndern weiterhin genutzt werden. Vielleicht wird ein Umdenken ist erforderlich.
GesĂ€ttigte MĂ€rkte, industrielle ĂberkapazitĂ€ten in den Industriestaaten und der erbitterte kapitalistische Wettbewerb bei der Jagd nach immer höheren Gewinnen treiben die global aufgestellten Unternehmen, ebenso wie die angloamerikanischen Investoren, die 80 % ihres Marktsegments beherrschen, bis in die hintersten Winkel der Erde und da, wo sie LĂŒcken hinterlassen, wie in Afrika, stoĂen SchwellenlĂ€nder, wie China, Indien und andere nach, immer auf der Suche nach Energie, Rohstoffen, AbsatzmĂ€rkten, und Handelspartnern.
Diplomatisches Geschick und behutsames Handeln der Regierungen wird erforderlich sein, um â Globalisierung zu zĂ€hmen ” und ” ihre FrĂŒchte zu ernten”. Wenn die urwĂŒchsig vonstatten gehende KrĂ€fteverschiebung in der Welt weiterhin friedlich verlĂ€uft, dann kann ein angemessener und gerechter Anteil an der Zukunft der Menschheit Millionen von ArbeitskrĂ€ften und Verbrauchern in den LĂ€ndern zu Gute kommen, die bisher zu kurz gekommen sind. Internationale Unternehmen, Finanzinvestoren und allerhand “global player” werden ihnen weiterhin dabei helfen, denn sie befinden sich in einem unerbittlichen Wettbewerb und mĂŒssen deshalb immer weiter steigende Profite erzielen, bei Strafe des Untergangs.
Die besten Gewinnchancen bieten derweil und in Zukunft die WachstumsmĂ€rkte in den Schwellen- und EntwicklungslĂ€ndern, insbesondere dann, wenn die internationalen Unternehmen eine Menge ArbeitsplĂ€tze, Kapital und Technologie mitbringen, denn danach besteht ĂŒberall in den riesigen Wachstumsregionen groĂe Nachfrage. Eine natĂŒrliche und verstĂ€ndliche Nachfrage.
Langsam wird immer deutlicher, wer die Gewinner und wer die Verlierer von Globalisierung sind und warum Globalisierung nicht allen Menschen in gleicher Weise nutzt, vielmehr vielen auch groĂen Schaden zufĂŒgt. Das Mindeste sind Mindeststandards und gerechte EntschĂ€digungen fĂŒr jene, die im Zuge der Globalisierung ihren Arbeitsplatz und ihre LebensqualitĂ€t verlieren. Klarheit in dieser Frage ist dringend nötig, denn “Globalisierung” als eine neoliberale Ideologie von “Freiheit” im Sinne von Vorherrschaft eignet sich besonders gut fĂŒr Chauvinismus und Fremdenfeindlichkeit.
WĂ€re eine âTransatlantische Freihandelszoneâ zwischen Europa und den USA eine gute Lösung? WĂŒrde das nicht gefĂ€hrliche Fronten aufbauen? MĂŒĂte der âfreie Welthandelâ dabei nicht auf der Strecke bleiben?
Liquides, angloamerikanisches “Privat Equity” in Investorenhand versucht immer verzweifelter, Extraprofite zu erwirtschaften und den Globalisierungs-prozess ausschlieĂlich zum eigenen Vorteil zu nutzen. Es schickt sich an, nach den Erfolgen in den USA und nach der Entflechtung der Deutschland-AG jetzt verstĂ€rkt auch in Kontinentaleuropa seinen EinfluĂ zu vergröĂern, immer nur auf der Jagd nach Renditen, Dividenden, Profiten, Gewinnen.
âPrivate Equityâ und âHedgefondsâ sorgen in den Unternehmen und auf den Finanz- und WĂ€hrungsmĂ€rkten der Welt fĂŒr Unruhe und mit ihren waghalsigen finanziellen Transaktionen bringen sie gesunde Unternehmen und eventuell sogar das ganze globale Finanz- und WirtschaftsgefĂŒge in Gefahr.
Der Blick fĂŒr âsoziale Verantwortungâ und die soziale Komponente in einer “sozialen Marktwirtschaft” und in der âFreien Weltâ scheint durch die Erwartung von immer höheren Renditen, Dividenden, Aktienkursen und Gewinnen deutlich getrĂŒbt zu sein.
Schwankungen im WĂ€hrungs- und FinanzgefĂŒge sind der Boden, auf dem spekulative Finanztransaktionen am gewinntrĂ€chtigsten gedeihen, etwa am Aktienmarkt, bei Ăbernahmen oder unter Ausnutzung von Unterschieden bei den WĂ€hrungen. Aus WettbewerbsgrĂŒnden mĂŒssen weltweit aufgestellte Konzerne âProfitmaximierungâ betreiben, ob sie es wollen oder nicht, ebenso, wie die privaten und institutionellen Finanzinvestoren anglo-amerikanischer PrĂ€gung, die in ihrer groĂen Mehrheit in London und in New York beheimatet sind. Der Konkurrenz immer um eine NasenlĂ€nge voraus, rennen sie ununterbrochen hinter steigenden Gewinnen her. Je enger der Markt, umso mehr mĂŒssen sie wachsen. Oftmals ĂŒbertreiben sie dabei und spielen ein riskantes Spiel.
Immer deutlicher wird, dass die amerikanische Volkswirtschaft unter der âneoliberalenâ Wirtschafts- und Finanzpolitik der US-Zentralbank Fed und der mĂ€chtigen Wall-Street zunehmend selbst leidet. Amerikanisches Kapital samt Technologie wandert aus, zahlt keine Steuern, nimmt ArbeitsplĂ€tze und know-how mit, lĂ€sst Arbeitslosigkeit, ĂŒberschuldete Verbraucher zurĂŒck und eine um seine produzierende Industrie geschrumpfte amerikanische “Dienstleistungs- und Konsumgesellschaft, deren Werte sich im Besitzstreben, im Konsum und in der Profitmaximierung erschöpfen.
Zu allem Ăberfluss leisten sich die Vereinigten Staaten auch noch einen unproduktiven MilitĂ€rapparat, der zu groĂ ist fĂŒr die Landesverteidigung, aber zu schwach, um “Neoliberalismus im Sinne von Vorherrschaft” in der Welt militĂ€risch auf Dauer zu sichern.
LĂ€Ăt sich die einzig verbliebene Supermacht ein auf eine globale RivalitĂ€t mit Wachstumsstaaten und AtommĂ€chten wie China, Indien und Russland?
Soll sich Europa den USA anschlieĂen oder weiterhin auf Multilateralismus bauen, internationales Recht achten und partnerschaftliche Beziehungen ĂŒberall in der Welt pflegen? Europa braucht eine starke, demokratische Verfassung und Regierungen, die sich demokratischen GrundsĂ€tzen verpflichtet fĂŒhlen, die den Pfad von Freundschaft mit allen Völkern der Welt beschreiten, die gerechten und fairen Handel zu allseitigem Vorteil aktiv fördern, die soziale Verantwortung und Gerechtigkeit nach innen tragen und die das Völkerrecht und internationale Regeln achten?
Eine zukĂŒnftige europĂ€ische Verfassung sollte Europa den Rahmen bieten, sich in die sich entwickelnde globale ” new economy ” einzufĂŒgen, um dort beim Aufbau der Volkswirtschaften ĂŒberall in der Welt zu helfen und um so eine solide und natĂŒrliche Grundlage fĂŒr gesundes Wachstum, gerechten Wohlstand und Frieden in der Welt auf Dauer zu schaffen.
Die Staaten sollten sich nicht aus ihrer Verantwortung fĂŒr ein nachhaltiges Wachstum stehlen und die europĂ€ischen Volkswirtschaften nicht dem freien Spiel der KrĂ€fte des “freien Marktes ” ĂŒberantworten.
In einer “globalisierten” Welt entstehen die neuen Binnen- und AbsatzmĂ€rkte der Zukunft in Ăbersee. Ein Millionenheer von preisgĂŒnstigen, ArbeitskrĂ€ften steht in den NiedriglohnlĂ€ndern auch in Zukunft bereit. Immer mehr gut ausgebildete ArbeitskrĂ€fte wachsen nach in den Entwicklungs- und SchwellenlĂ€ndern mit ihren hohen Geburtenraten. Die Sogkraft nach Ăbersee und nach Osten ist ebenso mĂ€chtig, wie internationales Kapital im Ăberfluss vorhanden und hochliquide ist.
Eine europĂ€ische Verfassung sollte einer neuen Ausrichtung der Weltwirtschaft, einer neuen Art von globaler “new economy” gebĂŒhrend Rechnung tragen und nicht den Spielregeln derjenigen folgen, die immer nur dumpf hinter Gewinnen und Profiten herjagen und dabei sich und andere gefĂ€hrden.
Mit freundlichen GrĂŒĂen
Franz Nolte
http://www.globalisierung-zaehmen.de
Sehr geehrte Damen und Herrn!
Globalisierung eröffnet riesige Chancen auf dem Wege der Beseitigung von Hunger, Elend und Armut in der Welt. Die wirtschaftlichen und technischen Vorraussetzungen sind vorhanden und werden seit Jahren dynamisch und erfolgreich realisiert. Eine bessere Welt ist möglich und es wird schon daran krĂ€ftig gearbeitet. Allein in China ist unter geschickter Nutzung der âGlobalisierungâ aus bitterer Armut eine Mittelklasse entstanden von 300 Millionen Menschen, die in etwa der gesamten Bevölkerung der USA entspricht und an den Lebensstandard der reichen Industriestaaten heranreicht.
Globalisierung birgt aber auch groĂe Gefahren und Risiken fĂŒr den inneren Frieden, insbesondere in den entwickelten westlichen Industriestaaten, wenn immer mehr einheimische ArbeitsplĂ€tze verloren gehen und abwandern. âGlobalisierungskritikâ und âVorfahrt auf dem freien Weltmarktâ gepaart mit âHeimatschutzâ und âKampf gegen den internationalen Terrorismusâ eignet sich gut fĂŒr âChauvinismus und Nationalismusâ. Der Weltfriede, der Ă€uĂere Friede zwischen den Völkern kann empfindlich gestört werden. Wichtiges Ziel muĂ es sein, eine Welt in âHarmonie nach innen und auĂenâ zu schaffen.
Aufstrebende Schwellen- und EntwicklungslĂ€nder scheinen Strategien zu entwickeln, die dem Aufbau und der Entwicklung ihrer Volkswirtschaften dienen und nicht vor allem den Profitinteressen Einzelner. Sie gehen zunehmend bilaterale Handelsbeziehungen ein und arbeiten in SĂŒd-Ostasien, in Latein- und Mittelamerika und sogar im arabischen Raum an dem Aufbau von WĂ€hrungs- und Wirtschaftsgemeinschaften, die Ăhnlichkeit mit der âEuropĂ€ischen Gemeinschaftâ haben. Solche Gemeinschaften sind geeignet, Schutz zu bieten vor drohenden finanz- und wĂ€hrungspolitischen Turbulenzen. Gleichzeitig fördern sie Wachstum, Frieden und Wohlstand zu allseitigem Nutzen auf dem Boden von Fairness und Vertrauen, wenn es auch manchmal Reibereien gibt, wie beim Zellulosestreit in der Mercosur zwischen Uruguay und Argentinien.
Heute sind ĂŒberall Tendenzen spĂŒrbar, sich von der Vorherrschaft angloamerikanischer Finanz- und Wirtschaftsmacht und der vorherrschenden neoliberaler Ideologie eines unregulierten, wildwĂŒchsigen Weltmarktes zu befreien oder sich gar davor zu schĂŒtzen. Diese eher âgelenkteâ und âgezĂ€hmteâ Nutzung der Globalisierung scheint weniger krisenanfĂ€llig zu sein und scheint weniger den zyklischen Schwankungen eines freien, unregulierten und wildwuchernden Weltmarktes zu unterliegen. Jedenfalls wachsen viele Schwellen- und EntwicklungslĂ€nder seit Jahren stabiler und dynamischer, wenn sie bewusst ihre Volkswirtschaften entwickeln und sie nicht den KrĂ€ften des âfreien Marktesâ ĂŒberlassen.
Geholfen haben ihnen dabei die groĂen globalen Unternehmen und Konzerne nicht aus NĂ€chstenliebe, sondern wurden von den ZwĂ€ngen des freien Marktes und seines Wettbewerbs getrieben. Bis in die hintersten Winkel der Welt dringen sie vor, immer auf der Suche nach Wettbewerbsvorteilen, AbsatzmĂ€rkten und billigen ArbeitskrĂ€ften, denn nur so können sie bei Strafe des Untergangs ĂŒberleben.
Kapital- und Technologietransfer, etwa in Form von Direktinvestitionen, können ein Segen sein fĂŒr die sich entwickelnden Volkswirtschaften, wenn sie ArbeitsplĂ€tze schaffen, fĂŒr den Ausbau von ProduktionsstĂ€tten und Infrastruktur verwendet werden und das Bildungsniveau und den Lebensstand der Bevölkerung heben. Das Potential und die MĂ€rkte sind riesig und die Wachstumschancen können auch und besonders von den entwickelten Industriestaaten zu beiderseitigem Vorteil und in Partnerschaft genutzt werden.
Einer der Chefvolkswirte der Investmentbank Goldmann Sachs Jim OÂŽNeill vertritt seit Jahren unwidersprochen die Auffassung, âdass die vier BRIC-LĂ€nder (Brasilien, Russland, Indien und China) im Jahr 2050 ein gröĂeres Gewicht in der Weltwirtschaft haben werden als die heute in der G7 zusammengeschlossenen Industrienationen. FĂŒr die Gewinner der Globalisierung spreche vor allem das ArbeitskrĂ€fte- und ProduktivitĂ€tspotential.â(FAZ vom 13.03.07).
China wird in KĂŒrze voraussichtlich vor Deutschland die FĂŒhrung als Exportweltmeister ĂŒbernehmen und ein Ende des Wachstums ist nicht abzusehen. Der Hunger der aufstrebenden SchwellenlĂ€nder nach Energie und Rohstoffen wird unweigerlich zunehmen. Das Korsett wird von Jahr zu Jahr enger, in das viele SchwellenlĂ€nder eingeschnĂŒrt sind.
Die aktuelle weltpolitische Situation erinnert ein ganz klein wenig an die Zeit vor den beiden Weltkriegen. Damals betraten die aufstrebenden WirtschaftsmĂ€chte Deutschland und Japan die weltpolitische BĂŒhne, forderten mehr Bewegungsfreiheit fĂŒr ihre sich rasch entwickelnden Volkswirtschaften und trafen dabei auf eine schon unter den GroĂmĂ€chten aufgeteilte Welt. Dann ging es um die Neuaufteilung der Welt, um die Weltherrschaft, auch mit totalem Krieg.
Heute propagiert die chinesische Regierung eine Zukunft in âHarmonieâ nach innen und nach auĂen, obwohl die USA den gesamten Globus mit Handelsniederlassungen und MilitĂ€rstĂŒtzpunkten ĂŒberzogen haben und die aufstrebenden SchwellenlĂ€nder so in ihrem Bewegungsspielraum immer mehr einengen. Um weiterhin wie bisher die Vorteile der âGlobalisierungâ fĂŒr die Entwicklung ihrer Volkswirtschaften zu nutzen, brauchen die LĂ€nder StabilitĂ€t, Partnerschaft und Frieden.
Das ist der Weg, den auch Europa gehen sollte an der Seite der wachsenden Volkswirtschaften, in Partnerschaft und zu gegenseitigem Nutzen. Europa sollte sich nicht den USA anschlieĂen, wenn sie sich auf eine RivalitĂ€t mit China einlassen und sich dafĂŒr ein MilitĂ€rbudget leisten, dass fast die HĂ€lfte der gesamten MilitĂ€rausgaben der Welt ausmacht. Europa sollte das Projekt einer âTransatlantischen Freihandelszoneâ zusammen mit den USA als fĂŒhrendes Mitglied der ânorth atlantic treaty organisationâ (NATO) nicht weiter verfolgen.
Auch sollten die amerikanischen PlĂ€ne einer Raketenabwehr in Polen und Tschechien nicht unterstĂŒtzt werden, auch dann nicht, wenn sie kein âNato-Projektâ sind. Die Nato hat ihren Einflussbereich immerhin schon bis an die Grenze Russlands ausgeweitet.
Stattdessen sollte sich Europa öffnen fĂŒr den Weg in eine globale ânew economyâ, der von vielen LĂ€ndern in der Welt beim Aufbau ihrer Volkswirtschaften schon beschritten wird.
Beste GrĂŒĂe
Franz Nolte