Johann Most: Die Gottespest

Mosts schrieb mehrere antireligiösen Pamphlete: “Protestantische Finsterlinge” (1875) oder auch “Zum Ketzer-Prozeß wider Most” (1878). Die berühmteste sich mit der Religion im allgemeinen auseinandersetzende Schrift ist jedoch die 1883 in New York erschienene “Gottespest”.

“Unter allen Geisteskrankheiten, welche ‚der Mensch in seinem dunklen Drange‘ sich systematisch in den Schädel impfte, ist die Gottespest die allerscheusslichste. Wie alles eine Geschichte hat, so ist auch diese Seuche nicht ohne Historie; nur schade, dass es mit der Entwicklung von Unsinn zum Verstand, wie sie im Allgemeinen aus dem Historismus oft gefolgert wird, bei dieser Art Geschichte ganz gewaltig hapert. […] Was hat sich ein Gott um Astronomie zu kümmern? Er macht, was er will und pfeift auf Wissenschaft und Logik. Aus diesem Grunde hat er auch nach seiner Erdenfabrikation zuerst das Licht und hernach die Sonne gemacht. Selbst ein Hottentott kann heutzutage einsehen, dass ohne Sonne auf der Erde kein Licht sein kann; aber Gott – hm! Der ist ja kein Hottentott. […] Kaum waren Adam und Eva gemacht, so verstand es für ihn selbst, dass dieses Pack regiert werden müsse; deshalb erliess er ein Strafgesetzbuch. Dasselbe lautete: Ihr sollt nicht essen vom Baume der Erkenntnis! Seitdem hat auch noch nie irgendwo ein gekrönter oder ungekrönter Tyrann existirt, welcher nicht den Völkern dieses Diktat zugeschleudert hätte. […] Je mehr der Mensch an der Religion hängt, desto mehr glaubt er. Je mehr er glaubt, desto weniger weiss er. Je weniger er weiss, desto dümmer ist er. Je dümmer er ist, desto leichter kann er regiert werden!”

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  2. Kommentar zu Johann Most: Die Gottespest von Peter Garski

    Der gute Most würde sich im Grabe rumdrehen, oder explodieren, wenn er mitbekäme, wie sich momentan die religionen gegenseitig hochschaukeln. angeschoben von der dubiosen lust der medien über einen kampf der kulturen und religionen. gott war tot, jetzt haben wir ihn als medien-geist wieder, könnte nietzsche heutzutage sagen …

    Das reicht zu dem Thema: Das schlimmste ist für Kirchen, wen man sie nicht beachtet. Lieber lassen Sie sich beschimpfen oder bekriegen als vergessen zu werden, oder?

  3. Kommentar zu Johann Most: Die Gottespest von e-Thieme » Blog Archive » Ein Augsburger und Anarchist: Johann Most

    […] Kurzbesprechung: “Die Gottespest” von Johann Most […]

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