12 Jahre Poetry Slam in Augsburg

Im Oktober 1998 startete im Blauen Salon Augsburg eine Literaturreihe, die es nunmehr seit über 12 Jahre monatlich gibt: Der Augsburger Poetry Slam Lauschangriff. Nach wenigen Jahren zog der Slam dann in die Kresslesmühle, in der er seitdem seinen festen Platz gefunden hat. Als Special Guests waren zum Jubiläumsslam Carmen Wegge, Slam Gröbenzell, Christian Ritter, Slam Würzburg und Björn Dunne aus München eingeladen. Überraschenderweise war just der Happy-Birthday-Slam von Poeten zahlenmäßig so schlecht besucht wie seit vielen Jahren nicht mehr – nur 6 Poeten kamen. Doch alles kein Problem: Spontan wurde das Reglement geändert und neben der Vorrunde noch ein Halbfinale eingeführt. So traten in einer ersten Vorrunde zunächst alle sechs Autoren an, aus der vier in das Halbfinale weiterzogen. Aus diesem wurden dann wieder zwei ins Finale gewählt. Wer mitgezählt hat, sollte auf insgesamt 12 Auftritten gekommen sein. Richtig: Zwölf Auftritte zum zwölften Geburtstag. Das passt ja auch sehr schön!

Vorrunde – 6 Autoren
In dieser Vorrunde konnten alle Slammer des Abends auftreten. Die erste von unser Glücksfee ausgeloste Autorin war Cornelia Koepsell mit ihrer Short Story „Geschlechterkampf“. In dieser beschloss ein junges Mädchen ein Junge zu werden und träumte dann, wie es sei, als Junge, als Anton mit seinen sechs Schwestern. Doch diese Traumwelt war komplett verdreht! Die Mädchen spielten Räuberinnen und Gendarminnen – und liessen den Jungen nicht mitspielen. Der Vater putzte und Anton sollte sich endlich in seine künftige Hausmannrolle einfügen. Sehr lustig! Ihr folgte Björn Dunne – auch mit einem Gender-Thema. Ein Mann hat drei Dinge zu erledigen. Ein Haus bauen, einen Sohn zeugen und einen Baum pflanzen… Sehr schöne Replik! Christian Ritter, wohnhaft in Bamberg aber Slam Master vom Slam in Würzburg wechselte das Thema. Er kümmerte sich um die „Lehrerfortbildung“. Er fragte sich, wer sich denn heute den Lehrer-Job nach antun wolle, wenn man ständig auf YouTube vorgeführt wird und noch viele andere Schikanen durchstehen muss? Wie immer nahm sich Michael Friedrichs einer klassischeren Literaturform an, nämlich Haikus. Als Thema wählte er dagegen etwas ungewöhnlicheres: das Oktoberfest. Auch bei seiner 81. Slam-Teilnahme (WOW! ) – und jetzt mit 7 Slamgeburtstag T-Shirts ausgerüstet – bewies er wieder seine stilistische Fertigkeit. Carmen Wegge, die Slam Masterin von Slam Gröbenzell und Vertreterin Augsburgs bei den nächsten deutschsprachigen Meisterschaften hatte ein stilleres Thema gewählt: „Träume sind für Dich und mich. / Träume sind Schnellzüge auf Abstellgleisen.“ Alexander Ratschinkij beschloss die erste Runde mit einer „Teenage Mutant Truman Show“: „Ich bin ein Teil der Jugend, über die man ansonsten etwas im Fernsehen sieht.“

Halbfinale – 4 Autoren
Vier Poetinnen und Poeten wurden von der Jury weitergewählt: Björn, Carmen, Christian und Cornelia – und wieder musste die Glücksfee tätig werden und die Namen der Slammer auslosen. Björn Dunne machte den Start mit „Brieftauben & Greifvögel“, ihm folgte Cornelia Koepsell mit „Zugezogen“ – einer Stadtführung durch Augsburg mit der Familie und dem Onkel, der nur vielleicht immer skurriler wird. Carmen Wegge antwortete mit „Zug des Lebens“ und rief laut auf: „Fickt nicht die Welt / sondern schwängert sie!“ Christian Ritter versuchte eine Text-Premiere mit einem ernsten Text. „Frau Mann hat eine Katze. Und sie liebt diese . Sie ist ihr Seelenpartner.“ Experiment geglückt! Cornelia und Christian zogen ins Finale!

Das Finale – 2 Autoren
Das große Finale eines spannenden Abends. Ja – es waren nur 6 Slammer zum Geburtstagsslam gekommen. Nein – das war aber kein Beinbruch! Denn die Kombatanten des 12-Jahre-Jubiläums waren alle hochklassig und hatten sich ein hervorragendes Battle gegeben! Und so sollte auch die letzte Wettkampfrunde noch spannend werden! Schließlich wurde aber Cornelia Koepsell mit ihrem Text „Restrukturierungsmanager“ Best Local (Schreibkladde und vierfarbiger Kugelschreiber von Künstlerbedarf boesner) und Christian Ritter mit „Gewohnheitsfehler“ Bester Slammer Oktober 2010 (Gutschein von Bücher Pustet). Gratulation an beide Sieger – es war ein fantastischer Abend!

Alle Fotos wurden von Simon Schwager geschossen. Vielen Dank!

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